Donnerstag, 19. Oktober 2017

Erwin Moser ist gestorben

Ein Nachruf von Hans-Joachim Gelberg

Nach langer schwerer Krankheit ist unser Autor Erwin Moser gestorben. Er hinterlässt ein bilderreiches Erzählwerk voller Phantasie, Humor und Lebensfreude. 1954 kam er auf die Welt, im kleinen Weinbauerndorf Gols im österreichischen Burgenland. Seine Eltern sind Weinbauern. Sein Leben lang wird er sich erinnern an seine Kindheit, an die Landschaft des Burgenlandes, an Natur und Tiere auf dem Land. Alles hat erzählfreudig Eingang gefunden in "Großvaters Geschichten oder Das Bett mit den fliegenden Bäumen" (1981). "Ein Feuerwerk der Erzählkunst" (Basler Zeitung), zudem mit 300 Federzeichnungen.

Nach seiner Ausbildung als Schriftsetzer (damals noch ein Beruf) zog er es schon bald vor, frei zu arbeiten. Er begann mit Comic-Zeichnungen und Illustrationen. Für den Verlag war es ein Glücksfall, als der junge Erwin Moser sich als Illustrator anbot und etliche Federzeichnungen vorlegte: Großformatige Bilder, voller Erzähllust, mit Landschaft, Tierfiguren, Ereignissen. Da lag es nahe, den jungen Künstler aufzufordern, nun doch lieber gleich auch die Geschichten der Bilder aufzuschreiben. So fing alles an. 1977 erschien eine erste Bildgeschichte von Erwin Moser in Gelbergs 4. Jahrbuch "Der fliegende Robert". Viele Bildgeschichten folgten, allesamt veröffentlicht in den "Jahrbüchern der Kinderliteratur". In kurzer Zeit wurde aus dem Bildererzähler der erfolgreiche Autor Erwin Moser, der Kinder und Leser unterschiedlichen Alters bezauberte.

Im Nachwort zum "Fabulierbuch" (1989), das Hans-Joachim Gelberg zusammengestellt hat, erklärt Erwin Moser: "Alles beginnt mit Bildern. Ich sitze am Schreibtisch und stelle mir Bilder vor. Bilder von Landschaften, Orten, Gegenständen, Tieren, Menschen. Ich lasse den Film der Phantasie anrollen und träume mich immer tiefer hinein, bis die vorgestellten Bilder deutlicher und wirklicher werden als meine gegenwärtige Umgebung."

Mosers wohl tiefste Erfahrungsgeschichte erzählt vom Rollentausch zwischen dem Raben Alfons und dem Zauberer. "Der Rabe Alfons", sagt Erwin Moser in seiner Dankesrede, als er den Rattenfänger-Preis der Stadt Hameln entgegennahm, sei wohl sein "ernstestes Buch", ein "melancholisch-düsterer Märchenroman". Auch in seinen Erzählungen lässt sich fabelhaft nachdenken. So unter Katzen, Mäusen und Ratzen in "Der Mond hinter den Scheunen"(1982). Darin sagt die weise Eule: "Wir sind unsterblich. Was von uns stirbt, wenn es soweit ist, das ist einzig und allein unser Körper. Wir selbst können nicht sterben."
Erwin Moser lebt in seinen Bildern und Geschichten weiter.

Hans-Joachim Gelberg, Weinheim, 16. Oktober 2017