Pressemeldung

Dienstag, 21. Juli 2020

3 Fragen an… Julia Dürr zu »Wo kommt unser Essen her?«

1. Liebe Frau Dürr, wo kommt denn nun unser Essen her? Und wie kam bei Ihnen die Frage auf?

Mein Opa war Bäcker und vermutlich habe ich darum eine emotionale Beziehung zu diesem Handwerksberuf. Schon als ich klein war, war ich ganz traurig, dass der Bäcker bei uns im Ort zu machte und nun nur noch Brötchen von so einem Kettenbäcker auf unserem Frühstückstisch lagen. Da gab es keine Backstube, in die man rein schielen konnte. Und an den Brötchen hing auch nicht so viel Mehl und die Scheibe war nicht beschlagen von der Hitze und Feuchtigkeit aus der Backstube. Dass unser Brötchen nicht mehr aus der kleinen Backstube um die Ecke kommt, beschäftigt mich also schon lange. Und so kam ich auf die Idee, ein Buch zu schreiben, das einfach und sachlich zeigt, wo unser Essen gemacht wird. Auch die kleinen und großen landwirtschaftlichen Betriebe, die ich im Laufe meiner Recherche besuchte, gaben mir die Rückmeldung, dass genau so ein Buch fehle.

2. Für das Buch haben Sie bei verschiedenen Betrieben vor Ort recherchiert. Unter anderem waren Sie auf einem Apfelhof, im Hühnerstall und im Schlachthof. Was haben Sie dort erlebt und was haben Sie von den jeweiligen Besuchen mitgenommen?

In den Videos im Netz stieß ich bei der Recherche schnell an Grenzen, weil immer genau das, was ich für meine Zeichnung brauchte nicht gezeigt wurde. Dann fiel mir zum Glück ein, oder auf, dass hinter jedem Ei ein Mensch steht, der die Hühner hält und füttert und hinter jeder Wurst jemand, der das Schwein schlachtet usw. Viele Telefonate später fuhr ich dann durch die Lande und bekam die Arbeit und die Abläufe vor Ort erklärt. Dabei war die größte Überraschung für mich, dass es in einem Hühnerstall mit 12.000 jungen Hennen nicht unangenehm riecht und wie schnell und routiniert aus 4 Schweinen leblose Einzelteile werden. Wie kühl es wird, wenn man einen Schritt in den Gang zwischen 15m langen Tomatenpflanzen setzt, hat mich auch nachhaltig beeindruckt. Ich bin richtig dankbar, dass ich alle meine Fragen mit so viel Begeisterung beantwortet bekommen habe.

3. Sie haben sich lange mit dem Thema Essen beschäftigt. Was hat sich für Sie verändert?

Mir hat meine Recherche zu dem Buch gezeigt, dass ich viele Vorurteile zum Thema Essen mit mir herumgetragen habe, von denen ich nicht wusste, dass es welche sind. Ich esse seitdem keine Eier mehr. Auch nicht, wenn sie aus Bio-Betrieben kommen. Alle Infos zum Ei haben bei mir einiges durcheinander geworfen... das muss ich nun erst mal wieder sortieren. Ich muss ja sagen, ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass ich mir das Essen mit der Arbeit an diesem Buch vermiese. Aber im Gegenteil, ich weiß jetzt, wie viel Arbeit hinter allem steckt und weiß, was ich richtig gern essen möchte und eben auch was genau nicht. Nur über die Eier muss ich noch nachdenken... Und eine super Fähigkeit habe ich erlangt: ich kann nun genau sagen, ob Hühner, Schweine, oder Kühe in den flachen grauen Gebäuden gehalten werden, an denen ich in Brandenburg so oft vorbeifahre. Ich kann nur jedem raten, mal Betriebe in der Umgebung zu besuchen und sich alles erklären zu lassen.