Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit

Die Chronifizierung psychosozialer Probleme

Beiträge des Helfers und seiner Institution
Zusammenfassung

Allgemeinen sich langsam entwickelnde oder lang andauernde Erkrankungen, bei denen sich der Krankheitsverlauf über mehr als vier Wochen erstreckt. Eine chronische Erkrankung kann trotzdem eine akute Komponente haben oder sich, wie z.B. die Epilepsie, durch akute Schübe (Anfälle) auszeichnen. Allgemeine Einflussfaktoren für die Ausbildung chronischer Verläufe sind neben biologischen Parametern (Gewicht, genetische Veranlagung usw.), psychische Faktoren (z.B. depressive Verstimmung, Katastrophisierungsneigung, Bewältigungsstrategien, wie das Vermeidungs- und Konfliktverhalten, aber auch extremer Durchhaltewillen) und soziale Einflüsse.

Aus systemischer Perspektive wird hierbei davon ausgegangen, dass ein Problem jedes Thema einer Kommunikation ist, das von anderen als unerwünscht (schwierig, falsch, unpassend usw.) beschrieben und bewertet wird und über das kommuniziert wird. Zu einem chronischen Problem wird es, wenn es nicht wieder vorübergeht, also zeitlich nicht begrenzt ist. Es wird angenommen, dass dieses Syndrom/Verhalten auch in der Zukunft vorliegt. (Hier zeigt sich bereits eine erste falsche Annahme, wenn davon ausgegangen wird, dass sich die Zukunft voraussagen lässt. Zukunft kann immer nur vorhergesagt, d.h. konstruiert werden. Je komplexer Verhaltensweisen sind, desto weniger lassen sich diese konkret vorhersagen.)

Die Verwendung des Begriffs der "Chronizität" für viele somatische Erkrankungen, z.B. für eine Demenz, ist sicherlich ein nützliches Konzept. Nicht unbedingt schlüssig ist die Verwendung dieses Begriffs bei vielen biopsychosozialen Phänomenen. So könnten die folgenden Phänomene problematisiert werden. Es wäre zu fragen: Ist ein Suchtkranker, der seit langem abstinent lebt, chronisch krank? Ist jemand, der jedes Jahr eine Erkältung bekommt, chronisch krank? Bleibt ein Stotterer immer ein Stotterer, oder ist er dies nur, wenn er stottert? Kann ein "burn-out" chronisch sein? Lässt sich eine depressive Episode genau von einer rezidivierenden und chronischen Form unterscheiden? Gibt es einen chronischen Arbeitseifer?

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Beitrag
Die Chronifizierung psychosozialer Probleme
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 5, Jahr 2013, Seite 341 - 346

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Titel

Die Chronifizierung psychosozialer Probleme

Zeitschrift

TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 5, Jahr 2013, Seite 341 - 346

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Print ISSN

0342-2275

Verlag

Beltz Juventa

Autoren

Jürgen Beushausen

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