Stellen Sie sich vor, eine befreundete Erzieherin, die in einer geschlossenen Wohngruppe arbeitet, erzählt Ihnen von einer Diskussion, die intern über die üblichen Sanktionsmaßnahmen in ihrer Einrichtung entbrannt ist. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass Sie bezüglich des Entziehens persönlicher Gegenstände, wie dem Handy, völlig unterschiedlicher Meinung sind. Sie fragen sich, welche alltäglichen Situationen noch unterschiedlich betrachtet werden könnten und wie diese in Ihrer eigenen Organisation hinsichtlich des Schutzes der Kinder und Jugendlichen betrachtet und gehandhabt werden.
Bitte schätzen Sie anhand des nachfolgenden Fragebogens eine Auswahl dieser Punkte bzw. Alltagssituationen für Ihre Organisation ein.
Fokussieren Sie sich dabei auf eine kinderrechtliche Perspektive. Über die vollständige Bearbeitung des Fragebogens identifizieren Sie Schutzfaktoren oder Gefährdungslagen Ihrer Organisation. Sie werden mit dem Ergebnis zum Text „Prävention“ weiterarbeiten.
Reflektieren Sie bei der Bewertung der Alltagssituationen auch die Perspektive Ihrer KollegInnen, der Kinder und/ oder Jugendlichen und der Eltern mit.
Im untenstehenden Fragebogen finden Sie eine Auswahl an verschiedenen Alltagssituationen:
Gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation. Wenn ich jedoch näher darüber nachdenke, handelt es sich um eine Praxis, die ethisch, moralisch, pädagogisch verwerflich ist und ggf. auch rechtlich relevant ist. Eigentlich geht das gar nicht! Keine gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Es wäre aber unabdingbar und wünschenswert, dass das eine gängige Praxis in unserer Organisation wäre. |
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz und Sicherheit! |
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Gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation. Ich stehe dieser Praxis jedoch sehr zwiegespalten gegenüber, da ich Grenzen und die Rechte der Kinder und Jugendlichen nicht konsequent gewahrt sehe. Keine gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Ich stehe dem jedoch sehr zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite denke ich, wir müssten das ändern, auf der anderen Seite aber auch nicht. |
Kinder und Jugendliche haben ein Recht, sich zu wehren und Klärung zu fordern! |
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Gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation und ich denke, dass diese Praxis richtig und angemessen ist und Grenzen wahrt. Keine gängige Praxis in unserer Organisation: Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Das ist auch gut so, denn das geht gar nicht! |
Kinder und Jugendliche haben das Recht, Erklärungen zu bekommen und ihre Meinung zu äußern! |
Nach Beendigung dieser Aufgabe werden für Sie Listen generiert in denen die Alltagssituationen ihrer Bewertung nach gebündelt werden, um in den nachfolgenden Kapiteln damit weiterzuarbeiten.
Hinweis: Diese Aufgabe ist als ein erste Anregung für eine tatsächliche Gefährdungsanalyse zu verstehen. Die folgende Liste an Alltagssituationen ist als Impuls und Sensibilisierung zu verstehen, welche Alltagssituationen näher reflektiert werden könnten oder müssten. Bitte beachten Sie:
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Vgl.: Hochdorf – Evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg e.V. (Hrsg.) (2010). Und wenn es doch passiert… Fehlverhalten von Fachkräften in der Jugendhilfe. Ergebnisse eines institutionellen Lernprozesses.
Vitos Rheingau: Profis achten Grenzen.
Projekt „Achtung“, Marbach gGmbH, Marburg, unveröffentlichtes Arbeitspapier.
Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das so, aber es geht eigentlich gar nicht! Wir müssen das unbedingt besprechen und lösen! |
Anregung: Nehmen Sie die roten Punkte mit in Ihre nächste Teamsitzung und regen Sie eine Beschäftigung bzw. Diskussion über diese Punkte an. Reflektieren Sie gemeinsam, was der die Punkte auf Ihre Organisation bezogen genau bedeuten, welche Sichtweisen es auf diese Punkte gibt und wie Sie die Situationen in Zukunft handhaben wollen. |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |
Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das nicht so, aber wir müssten es eigentlich zwingend so machen! Wir müssen das unbedingt besprechen und lösen! |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |
Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das so, aber bei näherer Betrachtung sind die Rechte von KiJu nicht konsequent gewahrt, man muss auf alle Fälle genau reflektieren. |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |
Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das nicht so, aber bei näherer Betrachtung müssen wir unbedingt überlegen, ob wir es nicht so machen sollten! |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |
Dies ist eine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das so und das ist auch gut so. |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |
Dies ist keine gängige Praxis in unserer Organisation. Wir machen das nicht so und das ist auch gut so. |
Körperkontakt |
Kommunikation |
Auftreten, Verhalten, Umgang |
Räumliche Begebenheiten |
Kontrolle und Sanktionen |
Betreuungssetting |