Thema: Umgang mit Zeit Moderation: Ursula Drews

Unsere Schule ist Teil einer Kapital-Gesellschaft, in der Schul-Zeit ein Wirtschaftsfaktor und Bildungszeit eine Rechengröße ist. Schule in einer demokratischen Gesellschaft hat gleichzeitig eine Humanfunktion; ihre Lehrer sind Anwälte des Kindes und wachen auch über deren Recht auf Bildungs- und Entwicklungszeit.

Verantwortliches Nachdenken über den Umgang mit Zeit in der Schule ist deshalb ein Nachdenken im Spannungsfeld unterschiedlicher Zeitvorstellungen - auch wenn für alle gilt, dass mit der Zeit der Gesellschaft und der Zeit der Kinder haushälterisch umgegangen werden muss.

Das Spektrum dieses Themenschwerpunkts reicht von grundlegenden Überlegungen zum Umgang mit Zeit, über konkrete Erfahrungen mit Lern- und Verstehensprozessen in schulischen Zeitmassen bis hin zu bildungspolitischen Überlegungen zur Lehrerarbeitszeit. Die Beiträge zeigen, dass Zeit durch reflektierten Umgang beeinflussbar ist.


Ursula Drews
Verlangsamung oder Beschleunigung
Die Zeit und der Umgang mit ihr

Die Zeit und der Umgang mit ihrZeit ist im pädagogischen Alltag eine wichtige Größe. Der Umgang mit ihr ist problembeladen. Warum aber wird der Zeitfaktor in der Reflexion über Pädagogik häufig ignoriert? Worüber lohnt sich das Nachdenken? Und: Was lässt sich im Umgang mit Zeit verändern?

Andreas Flitner
Pädagogische »Zeit«-Gedanken
»Carpe diem« und die Folgen

Zeit kann man verbrauchen oder schenken, sparen oder verschwenden. Der Umgang mit Zeit kann zur Beschleunigung oder zur Verlangsamung von Erziehungsprozessen führen. Und: Zeitbedürfnisse von Kindern sind anders als die von Erwachsenen. Gibt es allgemeine Regeln zum Umgang mit Zeit in Schule und Unterricht? Worüber wäre heute nachzudenken?


Otto Seydel
Verschenkte Zeit
Oder: Die Kunst des Anglers

Angler sind dafür bekannt, dass sie Zeit haben oder sich nehmen. Ungeduld und Hektik sind unangemessene Kategorien für die Psychologie eines Anglers. Ein Angler ist immer »ganz bei der Sache«. Otto Seydel fragt nach der Brauchbarkeit des Angler-Verhaltens für Schule und Unterricht und kommt zu interessanten Vorschlägen.


Helmut Kamm
Wider fragmentarisches Lernen
Mit der Zeit anders umgehen: Epochenunterricht

Der Autor setzt sich mit dem Unterrichts-«Zapping« und seinen Folgen auseinander. Er plädiert für eine Wieder- oder auch Neuentdeckung des Epochenunterrichts, dessen Kernpunkte Entzerrung und Konzentration sind. Möglichkeiten, Chancen und Organisationsformen epochalen Unterrichts für Lehrende und Lernende werden beschrieben.


Annemarie von der Groeben
Meister Hora als Lehr-Meister?
Ein Versuch über das Zeitmaß in Verstehensprozessen

Wenn du Zeit gewinnen willst, musst du Zeit verlieren - trifft das auch auf Schule und Unterricht zu oder gelten hier völlig andere »Gesetze«? Die Autorin führt uns in eine Schule, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Drei »Stundenblumen« werden beschrieben: Physik, Literatur, Mathematik. Wagenschein ist dabei allgegenwärtig. Wenn die »Grauen Herren« aus der Schule verbannt sind, mit denen Momo zu tun hatte, kann Schule eben ganz anders sein …


Gabriele Bellenberg
Neue Lehrerarbeitszeitmodelle
Was beabsichtigen sie? Wie helfen sie weiter?

Die Öffentlichkeit lenkt ihren Blick in der Regel nur auf den sichtbaren Teil der Lehrerarbeit. Daraus gespeiste Debatten sind bekannt. Die Autorin setzt sich kritisch damit auseinander und zieht auch Lehrerarbeitszeitmodelle aus Österreich und Dänemark zu Rate. In den Mittelpunkt ihres Beitrags rückt sie das von einer Kommission für Hamburg vorgeschlagene Lehrerarbeitszeitmodell aus dem Jahre 1999. Sie prüft seine Möglichkeiten und äußert sich zu möglichen Ursachen seiner kritischen Aufnahme durch die Lehrerinnen und Lehrern selbst.


Anja Durdel
Zeit gewinnen
Strukturierungshilfen im Anschluss an Luhmann

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich seine Zeit einzuteilen, sie zu strukturieren, um letztendlich Zeit zu gewinnen. Die Autorin stellt Hinweise und Anregungen im Anschluss an Luhmann zusammen: Das Speichern von Erfahrungen, das Gewinnen eines höheren Tempos, den Gebrauch von Vernunft und Einsicht.

Beitrag

Alfred Holzbrecher
Passagen
Lehrerbildung als biografisches Projekt

Angelerntes Wissen hilft künftigen Lehrern und Lehrerinnen wenig. Lehrerbildung muss die eigene Person, ihre Entwicklung als professionelles Subjekt, berufsfeldbezogenes Wissen und den Wissenschaftsbezug miteinander verbinden. Eine allgemeine Forderung nach »mehr Praxisbezug« - so berechtigt sie ist - hilft wenig. Wie ein anderes Konzept verwirklicht werden kann, zeigt der folgende Beitrag.

        

 

Serie

Fachleistungen - beobachten, beschreiben, bewerten

Carl Deichmann
3. Folge
Leistungsbeurteilung im Politikunterricht Didaktische und unterrichtspraktische Implikationen

Im Fach Politik bzw. Sozialkunde gibt es verschiedenartige, jeweils didaktisch begründete, Auffassungen über den Sinn von Leistungsbeurteilungen in Form von Zensuren. Einigkeit besteht jedoch darin, dass unterrichtliche Lernprozesse diagnostiziert und evaluiert werden können. Der Beitrag stellt die Bedeutung verschiedener Wissens- und Handlungstypen für das Unterrichtsfach Politik vor und erläutert deren Zugänglichkeit für schulische Bewertungen.

        

PÄDAGOGIK: Kontrovers

Präsenzpflicht für Lehrer?
Pro: Claus G. Buhren
Contra: Karin Heymann

»Präsenzpflicht« ist für die meisten Lehrerinnen und Lehrer ein Reizwort. Dass unseren Schulen ein Mehr an Kooperation gut täte, darin sind fast alle einig, die über notwendige Veränderungen des Arbeitsplatzes Schule nachdenken. Bietet nun eine allgemeine Präsenzpflicht neue Möglichkeiten der pädagogischen Gestaltung oder fügt sie den vorhandenen enormen Belastungen nur noch eine weitere hinzu?

       

Rezensionen

Ingrid Kunze
Professionalisierung und Schulentwicklung

   

Magazin

U.a.: Mediation in der Schule

     

P.S.

Reinhard Kahl’s Kolumne
Gefühle!