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Åsa Lind

Åsa Lind

Lind über sich und das Schreiben:

Ich bin in einem Dorf namens Karbäcken im nördlichen Ångermanland als jüngste von vier Schwestern aufgewachsen. Meine Oma väterlicherseits wohnte schräg gegenüber, nebenan die Oma mütterlicherseits. Meine Kindheit war voller Lieder und Geschichten - über meinen bergsprengenden Vater, über Odysseus und Njal, über den Kampf für Gerechtigkeit in dieser Welt und wie es zuging als die Schönheit ins Dorf kam. Und im Radio erzählte Gunnel Linde von dem ungehorsamen Luftballon, und es wurde Musik mit merkwürdigen Namen wie Chor der Gefangenen aus der Oper Nebukadnezar gespielt. Die Küche in Karbäcken war das Zentrum der Welt, und vielleicht wurde ich dort Schriftstellerin - lange bevor ich schreiben konnte. "Du kannst denken, was du willst", sagte meine Mama. "Und deine Gedanken kann dir niemand wegnehmen."

Schreiben ist das Schwierigste und Schönste für mich. Es ist meine Art die Wirklichkeit zu untersuchen, und einen Teil dieser zu verstehen. Aber beim Schreiben untersucht man auch die Sprache selbst. Was ist möglich, mit Worten zu sagen? Wie schreibt man eine Farbe? Wie erzählt man einen Duft? Findet der Weltraum Raum in einem Buch? Unabhängig davon, was ich schreibe, handelt es darum, die richtigen Worte für genau den Zusammenhang zu finden.

Ich kann mir nicht vorstellen zu leben ohne zu lesen, und ich lese viel und Verschiedenes. Manchmal habe ich Lust auf dicke Bücher, manchmal auf kleine, dünne. Einmal hatte ich Lust auf ein blaues Buch, und durchsuchte die gesamte Bibliothek. Und ich fand auch eins - eine Sammlung wunderbarer Erzählungen von Robert Musil in hellblauem Einband.

Manche Bücher lese ich wieder und wieder - wie "Ein Engel an meiner Tafel" von Janet Frame, "Strändernas svall" von Eyvind Jonsson und "Ulysses" von James Joyce. Bulgakov und Chandler versetzen mich immer in gute Laune, ebenso Edith Nesbit und Tove Jansson. Und im Bücherregal meiner Favoriten finden sich auch Volter Kilpi, Lexika und Nachschlagewerke. Ein Maßstab für ein gutes Buch ist für mich, dass man es laut vorlesen kann. Nicht alle Bücher halten dieser Anforderung stand.

Seit ein paar Jahren wohne ich in den Scheren von Åland auf einer kleinen Insel namens Lappo und arbeite ausschließlich als Schriftstellerin. Vorher habe ich unter anderem als Journalistin, Grützenköchin, Restaurantchefin, Hilfsköchin und Pflegerin gearbeitet. Außerdem habe ich illustriert. Zur formalen Ausbildung gehören ein Jahr an der Nyckelviksschule und zwei Jahre an der Journalistikhochschule in Stockholm.

Ich will Bücher schreiben, die man gebrauchen kann. Fachbücher, die nicht lügen, Märchen, die man mehr als einmal lesen oder sich anhören kann.

Alles, was ich getan, gelesen und erlebt habe, alles, was um mich herum geschieht, und alle, die ich getroffen habe, sind von Bedeutung, wenn ich schreibe - man schreibt ja als der Mensch, der man ist.

Aus dem Schwedischen von Jutta Leukel.

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