Pressemeldung

Montag, 22. September 2014

Zum Tod von Jürg Schubiger

Der große Schweizer Autor ist am 15. September 2014 im Alter von 77 Jahren in Zürich gestorben.

»Die Märchen sind am Ende glücklich, die Paradiesgeschichten dagegen am Anfang.«

Jürg Schubiger, Jahrgang 1936, ist nach langer Krankheit verstorben. Beltz & Gelberg trauert um den Meister doppel­sinniger Kinderliteratur, der mit wenigen, einfachen Worten über die ganz großen Dinge und existenziellen Fragen schrieb – für Kinder wie für Erwachsene.


Wie kaum ein anderer hat Jürg Schubiger seine kindlichen Leser ernst genommen. Jede Anbiederung schien ihm anmaßend: »Ein Text für Kinder soll eine Herausforderung sein. Er soll die Grenzen zwischen den Altersstufen und zur Welt der Erwachsenen eher abbauen als stabilisieren. Eine solche Öffnung kommt nicht zuletzt auch den Erwachsenen zugute. Ein Kinderparadies ist ein Gefängnis.«

Der Name Jürg Schubiger ist untrennbar mit der Geschichte des Verlags Beltz & Gelberg verbunden. Den Anfang machten 1978 die Tag- und Nachtgeschichten »Dieser Hund heißt Himmel«, 1988 dann erschien »Das Löwengebrüll« – Geschichten und Märchen. Sein vielleicht wichtigstes Buch »Als die Welt noch jung war«, eine Sammlung pointierter Kurz­prosa, erschien 1995. Schubiger erhielt hierfür den Schweizer Jugendbuchpreis sowie den Deutschen Jugendliteraturpreis. In der Jurybegründung hieß es: »In wunderbar klarer und prägnanter Sprache erzählt der Autor über Himmel und Erde, Tiere und Menschen, mär­chenhafte Beziehungen und Veränderungen. Nichts in diesem Buch ist vorhersehbar, nichts so, wie wir es zu kennen glauben. Scheinbar alltägliche Dinge erhalten durch eine kindlich naive Sicht eine unerwartete Transparenz und Leichtigkeit.«

Die Illustrationen spielen für Schubigers Werk eine zentrale Rolle. Er hat mit vielen außergewöhnlichen Bilderbuchkünst­lern zusammengearbeitet und diese zu ihren schönsten Bildern inspiriert. Die Illustratorin Rotraut Susanne Berner etwa erhielt 2006 den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Gesamtwerk. Die Jury würdigte speziell ihre Zusammen­arbeit mit Schubiger für »Als die Welt noch jung war« (1995), »Mutter, Vater, ich und sie« (1997) und »Wo ist das Meer?« (2000).

Ein späterer Höhepunkt von Jürg Schubigers Werk sind die 2006 erschienenen Hin- und Hergeschichten »Aller Anfang«, die er im Zusammenspiel mit seinem Freund und Schrift­stellerkollegen Franz Hohler schrieb. Diese poetischen und philosophischen Erzählungen zur Schöpfung wurden von Jutta Bauer illustriert.

Sein letztes Bilderbuch erschien im Frühjahr 2014 im Peter Hammer Verlag. 2008 erhielt Jürg Schubiger die höchste internationale Auszeichnung, die ein Kinder- und Jugendbuchautor überhaupt bekommen kann – die Hans Christian Andersen-Medaille und damit den »Nobelpreis für Kinder- und Jugendliteratur«.