»Man muss ein Herz brechen, um zu verstehen, wie es liebt.« Harry Harlow
In den 1950er Jahren war es ein wissenschaftlicher Außenseiter, der mit Hilfe von Affenexperimenten beweisen wollte, was er spürte: Kinder brauchen Liebe! Harry Harlow stellte sich damit gegen den Geist seiner Zeit, trug aber mit seinen – zum Teil grausamen – Experimenten entscheidend dazu bei, schrecklichen Erziehungs-praktiken ein Ende zu setzen. Deborah Blum erzählt in »Die Entdeckung der Mutterliebe. Die legendären Affenexperimente des Harry Harlow« die Geschichte des exzentrischen Wissenschaftlers und die einer dunklen Kinderpsychologie, die fest daran glaubte, dass es für Kinder gut sei, wenn sie möglichst frei von äußeren Einflüssen aufwachsen. Man glaubte, Strenge und Distanz halte sie gesund und mache sie stark.
Harry Harlow öffnete, vielleicht ohne es selbst zu wissen, das Tor zu einer neuen Kindererziehung. Er unternahm das atemberaubende Unternehmen, die Realität der Liebe in die psychologische und biologische Forschung einzubringen. Wie wäre Harry Harlow wohl heute vorgegangen? Wir wissen es nicht. Seine Zeit ließ ihm offenbar keine andere Wahl als Liebe empirisch und kalt zu beweisen – mit Hilfe von monströsen Drahtmüttern und mitunter grausamen Affenversuchen. Häufig genug wurde er dafür angefeindet.
In seinem Vorwort erklärt der Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann, warum wir das Buch gerade heute lesen sollten:
»Hier geht es nicht um die sentimentale Würdigung vergangener Leistungen. Nein, es geht darum, dass Harlows Verhaltensexperimente mit Primaten ein eindringliches Licht auf die frühesten Bedürftigkeiten auch der Menschenkinder werfen, dass sie in der Präzision ihrer Anordnung und Protokolle unbezweifelbar sind und die aktuellen wissenschaftlichen Debatten konkretisieren und schärfen können – in zentralen Fragen der modernen Familienpolitik („wie viel Mutter braucht ein Kind“) sind Harlows Experimente von geradezu unumgänglicher Bedeutung.« Wolfgang Bergmann