Zeitschrift für Pädagogik - Inhaltsverzeichnis
Jahrgang 49 – Heft 1 – Januar/Februar 2003

Thementeil: Bildungssystem im Wandel - Zwischen Eigendynamik, Politik und Pädagogik

1

Jörg-W. Link/ Axel Nath/ Heinz-Elmar Tenorth

Bildungssystem im Wandel - Zwischen Eigendynamik, Politik und Pädagogik. Zur Einführung in den Themenschwerpunkt

8

Axel Nath

Bildungswachstum und äußere Schulreform im 19. und 20. Jahrhundert. Individualisierung der Bildungsentscheidung und Integration der Schulstruktur

Zusammenfassung: Das Bildungssystem wuchs in Preußen und der alten Bundesrepublik in den letzten 200 Jahren in vier regelmäßigen Schüben der relativen Bildungsbeteiligung, denen jeweils Stagnationsphasen folgten. Seit etwa 1990 befinden wir uns wieder in einer Stagnationsphase. Diese langen Wellen des Bildungswachstums bedeuten einen Öffnungstrend der Bildungsselektion, der einherging mit einer spezifischen Art und Weise der schubweisen Differenzierung und Individualisierung der Bildungskarrieren und der entsprechend periodischen Integration des Schulsystems.

26

Ulrich G. Herrmann

Kommentar zum Beitrag von Axel Nath

      

34

Peter Lundgreen

‚Bildungspolitik‘ und ‚Eigendynamik‘ in den Wachstumsschüben des deutschen Bildungssystems seit dem 19. Jahrhundert

Zusammenfassung: Zahlreiche institutionelle und statistische Veränderungen im deutschen Bildungssystem seit den letzten 200 Jahren werden herangezogen, um folgende Frage zu prüfen: Was lässt sich durch ‚Bildungspolitik‘ erklären und was nicht, sodass von (residualer) ‚Eigendynamik‘ gesprochen werden kann? Die Ergebnisse verweisen auf eine meist nur reagierende, oft ohnmächtige Bildungspolitik, ferner auf die Zäsur der 1950er/60er-Jahre im langfristigen historischen Prozess.

      

42

Hanno Schmitt

Kommentar zum Beitrag von Peter Lundgreen

      

47

Gerhard Kluchert

Die Entwicklung der Lehrer-Schüler-Interaktion und die Bildungswachstumsschübe. Zur inneren Schulreform im 20. Jahrhundert

Zusammenfassung: Ausgehend von Reformen in der Weimarer Zeit skizziert der Beitrag zunächst die Entwicklung der Lehrer-Schüler-Interaktion auf der Ebene der Konzepte und administrativen Maßnahmen. Dabei wird gezeigt, dass sich Tendenzen zu Individualisierung und Demokratisierung nach einem wechselvollen Prozess stärker zur Geltung zu bringen vermögen. Die schulische Praxis und vor allem der Unterricht erscheinen demgegenüber, wie an Befunden aus einem laufenden Projekt zu "Schule und Sozialisation" deutlich gemacht wird, durch ein hohes Maß an Kontinuität geprägt: Hier dominiert ein lehrerzentrierter und stofforientierter Fachunterricht. Anders als auf der Ebene reformerischer Initiativen erweist sich die Lehrer-Schüler-Interaktion auf der Ebene der Unterrichtspraxis somit als resistent gegenüber politischen Eingriffen wie gegenüber den Einflüssen der Bildungswachstumsschübe.

      

61

Heidemarie Kemnitz

Kommentar zum Beitrag von Gerhard Kluchert

      

69

Heinz-Elmar Tenorth

Wachstumsschübe des Bildungssystems und Konjunkturen seiner Thematisierung. Über Kontinuität und Variation pädagogischer Reflexion

Zusammenfassung: Der Beitrag zeigt vor dem Hintergrund der Trends im Bildungssystem die unterschiedliche Dynamik in der pädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Thematisierung der Schulgeschichte, vornehmlich für die deutsche Diskussion des 19. und 20 Jahrhunderts. Während die pädagogische Debatte kontinuierlich bzw. iterierend der Logik politischer Diskurse und einem akteurzentrierten Denken folgt, verselbstständigt sich allmählich eine Perspektive der forschenden Beobachter der Schule im historischen Prozess. Im Ursprung ihrer Themen dem Bildungssystem und seiner Situation noch eng verbunden, entwickelt sich dabei in der theoretischen Konzeptualisierung und in der methodisch kontrollierten Analyse der Phänomene die eigene Zeitlichkeit von Theorie und Forschung.

      

86

Peter Drewek

Kommentar zum Beitrag von Heinz-Elmar Tenorth

Allgemeiner Teil

92

Rainer Watermann/Petra Stanat/Mareike Kunter/Eckhard Klieme/Jürgen Baumert

Schulrückmeldungen im Rahmen von Schulleistungsuntersuchungen: Das Disseminationskonzept von PISA-2000 

Zusammenfassung: Mit Rückmeldungen schulbezogener Befunde aus Schulleistungsuntersuchungen wird häufig die Erwartung verknüpft, dass sie Schulentwicklungsprozesse in Gang setzen könnten. Es wird unzureichend berücksichtigt, dass der potenzielle Nutzen solcher Schulrückmeldungen vom jeweiligen Untersuchungsdesign abhängt und die Verarbeitung der Ergebnisse nicht unbedingt problemlos verläuft. In diesem Artikel wird eine realistische Position im Umgang mit Schulrückmeldungen beschrieben. Es wird dargestellt, wie in PISA unter Berücksichtigung vorliegender Implementationserfahrungen und Forschungsbefunde Schulrückmeldungen als Teil eines breiteren Disseminationskonzepts untersuchungsspezifisch entwickelt wurden.
      
112 Lilian Fried
Pädagogisches Professionswissen als Form und Medium der Lehrerbildungskommunikation – empirische Suchbewegungen
Zusammenfassung: Ausgangspunkt ist der Streit um die Lehrerbildung. Die dort zutage tretenden Konflikte werden als Lernchance für die ‚Systemkopplung: Lehrerbildung‘ begriffen, weil sie auf die Notwendigkeit verweisen, die Lehrerbildungskommunikation als Kopplungsressource zu nutzen. Es wird vorgeschlagen, einzelne Konflikte zu rekonstruieren, indem man sie aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dazu kann man sich der ‚Form: Profession‘ und des ‚Mediums: Wissen‘ in Gestalt des Pädagogischen Professionswissens bedienen. Es wird am Beispiel einer Befragung von Lehrern und Schulleitern geprüft, wieweit sich ‚Pädagogisches Professionswissen‘ als ‚Spiegel‘ nutzen lässt, in dem Reflexionsdefizite und damit potenzielle Koevolutionshemmnisse sichtbar werden.

   
Diskussion
128 Kai S. Cortina

Der Schulartwechsel in der Sekundarstufe I: Pädagogische Maßnahmen oder Indikator eines falschen Systems?
Zusammenfassung: Der Schulartwechsel wird in der Bildungsforschung entweder als Indikator für die Offenheit des gegliederten Schulsystems aufgefasst oder dient als Beleg für die prognostische Schwäche der Übergangsentscheidung am Ende der Grundschulzeit. Der Beitrag zeigt, dass ca. 15 Prozent eines Schülerjahrgang die Schulart bis Ende der 10. Klasse wechseln. Schulartwechsel betrifft vor allem die Realschulen. Es wird argumentiert, dass Art und Häufigkeit von Schulartwechseln nur dann pädagogisch und bildungssoziologisch sinnvoll interpretiert werden können, wenn individuelle Entwicklungsverläufe der Schüler im Kontext der schulischen Rahmenbedingungen nachgezeichnet werden und der Schulartwechsel vor dem Hintergrund von Handlungsalternativen analysiert wird.
      
143 Ernst Rösner

Schulartwechsel in der Sekundarstufe I. Eine Erwiderung auf Kai Schnabel 

Besprechungen
146 Hans-Werner Fuchs
  Rudolf Tippelt (Hrsg.): Handbuch Bildungsforschung
149 Andreas Helmke
Christoph von Burkard/Gerhard Eikenbusch: Praxishandbuch Evaluation in der Schule
152 Dietrich Benner
Niklas Luhmann: Das Erziehungssystem der Gesellschaft
156 Alois Suter
Helmut Heiland: Die Spielpädagogik Friedrich Fröbels

Dokumentation
158
Pädagogische Neuerscheinungen