Zeitschrift für Pädagogik — Inhaltsverzeichnis

Jahrgang 52 – Heft 1 – Januar/Februar 2006

Thementeil: Bildung – Macht – Gesellschaft

Micha Brumlik/Heinz-Elmar Tenorth
„Bildung – Macht – Gesellschaft“
Zur Einleitung in den Thementeil

Klaus Prange
Erziehung im Reich der Bildung

Jürgen Kaube
Bildung nach Dreeben

Marcelo Caruso
Der umgekehrte Pfeil
Analytische und politische Potenziale der Idee einer „Bildungsgesellschaft“

Jeanette Böhme
Machtformationen medienkultureller Bildungsarchitekturen
Aura und Charismatisierung – Kopie und Standardisierung – Code und Regulierung

Heinz-Elmar Tenorth
Macht und Regierung – oder die asymmetrische Ordnung der Bildung

Gert G. Wagner
Ökonomie(sierung) und Bildung
Plädoyer für ein entspannteres Verhältnis

Frank-Olaf Radtke
Erziehung, Markt und Gerechtigkeit

Micha Brumlik
„Kultur“ ist das Thema
Pädagogik als kritische Kulturwissenschaft

 

Allgemeiner Teil

Marten Clausen
Warum wählen Sie genau diese Schule?
Eine inhaltsanalytische Untersuchung elterlicher Begründungen der Wahl der Einzelschule innerhalb eines Bildungsgangs

Aktuelle Diskussionen um Evaluation, Profilentwicklung und Wettbewerb von Schulen weisen deutlich auf eine gestiegene Bedeutung der Einzelschule hin. In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie sich Eltern und ihre Kinder beim Übergang zwischen verschiedenen weiterführenden Schulen einer Schulform entscheiden. Dazu werden offen erfasste Begründungen zur Wahl der weiterführenden Einzelschule anhand eines inhaltsanalytischen Kategoriensystems mit acht Oberkategorien und mehreren Ebenen klassifiziert. Auf Basis der Entscheidungskriterien und weiterer Angaben zum Entscheidungsprozess werden clusteranalytisch fünf Entscheidungsformen identifiziert, die in systematischem Zusammenhang zum sozioökonomischen Hintergrund der Eltern stehen und die konkrete Entscheidung deutlich beeinflussen. In der Diskussion wird insbesondere auf Wechselbeziehungen zwischen Schulwahl, Schulentwicklung und sozialer Segregation eingegangen.

Arnd-Michael Nohl
Die Bildsamkeit spontanen Handelns
Phasen biografischer Wandlungsprozesse in unterschiedlichen Lebensaltern

Spontanes Handeln kann zum Ausgangspunkt von Bildung werden. Auf der Basis von narrativen, biografisch angelegten Interviews mit Jugendlichen, Erwachsenen in der Lebensmitte und Seniorinnen werden in diesem Beitrag sieben Phasen von solchen Bildungsprozessen empirisch rekonstruiert, die im spontanen Handeln beginnen. Der Vergleich der unterschiedlichen Lebensalter macht es zudem möglich, lebensalterspezifische Aspekte in diesen Bildungsphasen zu identifizieren. Diese empirischen Analysen werden mit der bildungstheoretischen Diskussion verknüpft.

Klaus Harney/Ulrich G. Herrmann/Johannes Großewinkelmann/Claudia Schwankl/Henning Feldmann/Kerstin Peeters
Die Klassifizierung von Schulen als Mittel der Schulsteuerung und lokalen Profilbildung
Begleitumstände, nachkriegszeitliche Anpassungsprobleme und aktuelle Folgen der Klassifizierung des berufsbildenden Schulwesens seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts

Die Unterscheidung zwischen Berufsschulen, Berufsfachschulen und Fachschulen geht auf einen Erlass des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung von 1937 zurück. Der Erlass, seine Genese und seine langfristigen strukturellen Auswirkungen auf die Benennung der beruflichen Schulen werden unter Zugrundelegung von Dokumenten aus dem DFG-Forschungsprojekt „Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte: Band V: Das Berufsbildende Schulsystem in Deutschland 1815-1945“ untersucht und in einen größeren Entwicklungszusammenhang eingeordnet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Verhältnis zwischen der in den 1930er-Jahren entstandenen Klassifikation, dem Funktionszuwachs der beruflichen Schulen und ihrer Verflechtung mit dem Abschluss- und Berechtigungssystem der allgemeinbildenden Schulen.

Pia Schmid
Kinderkultur als Forschungskonstrukt
Ein Ereignis aus dem Jahr 1727

„Kinderkultur“ ist in der Kindheitsforschung ein gebräuchlicher, aber keineswegs eindeutiger Terminus. In der Kindheitsforschung wurde bislang vor allem in zwei Perspektiven gearbeitet: eine strukturale, die die äußeren Bedingungen des Aufwachsens im Auge hat, und eine auktoriale , in der die Kinder als Akteure im Prozess ihres eigenen Aufwachsens verstanden werden. Diese beiden Perspektiven werden in aller Regel alternativ gehandhabt. Die Potenz des Forschungskonstrukts „Kinderkultur“, so die These dieses Beitrages, könnte darin liegen, diese beiden Perspektiven in eine produktive Spannung zu bringen. Die Frage nach den strukturalen Bedingungen von Kindheit ließe sich so zusammen mit (und nicht abgetrennt von) der Frage nach Handlungsspielräumen und Praktiken kindlicher Akteure erforschen. Nach einer Skizze des Forschungskonstruktes Kinderkultur wird das Ereignis aus dem Jahr 1727, eine Kindererweckung, dargestellt und nach Vorbildern und Vorläufern der erweckten Kinder gefragt. Abschließend wird eine kindheitshistorische Einordnung der Kindererweckung versucht, die mit einem Plädoyer für das Forschungskonstrukt Kinderkultur verbunden wird.

 

Besprechungen

Carl-Ludwig Furck
Klaus-Peter Horn: Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert. Zur Entwicklung der sozialen und fachlichen Struktur der Disziplin von der Erstinstitutionalisierung bis zur Expansion
Klaus-Peter Horn/Hans-Georg Herlitz/Christa Berg (Hrsg.): Kleine Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Eine Fachgesellschaft zwischen Wissenschaft und Politik
Rudolf Tippelt/Thomas Rauschenbach/Horst Weishaupt (Hrsg.): Datenreport Erziehungswissenschaft 2004

Ludwig Stecher
Detlef H. Rost: Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien. Eine Einführung

Martin Rothland
Bernhard Gill: Schule in der Wissensgesellschaft. Ein soziologisches Studienbuch für Lehrerinnen und Lehrer

 

Dokumentation

Pädagogische Neuerscheinungen