Olga Kunina-Habenicht/Franziska Schulze-Stocker/Mareike Kunter/Jürgen Baumert/Detlev Leutner/Doris Förster/Hendrik Lohse-Bossenz/Ewald Terhart
Die Bedeutung der Lerngelegenheiten im Lehramtsstudium und deren individuelle Nutzung für den Aufbau des bildungswissenschaftlichen Wissens
Der Beitrag thematisiert das Wirkungsgefüge zwischen Eingangsvoraussetzungen, Lernangebot und individueller Nutzung des Lernangebots sowie dem Aufbau des bildungswissenschaftlichen Wissens im universitären Lehramtsstudium. Die Datengrundlage bildet eine Vollerhebung von 3.273 Referendar(inn)en in Nordrhein-Westfalen zu Beginn des Referendariats, bei der das bildungswissenschaftliche Wissen mit einem standardisierten Wissenstest erfasst wurde. Für die generelle Wirkung des Studiums auf den Aufbau des bildungswissenschaftlichen Wissens sprechen substanzielle Wissensunterschiede zwischen Lehramtsstudierenden und Quereinsteigern. Es zeigen sich jedoch nur geringe Effekte formeller universitärer Faktoren (Spezifität der Institution bzw. Art der Studienstrukturen) für den Wissensaufbau im Lehramtsstudium
Lena Rösler/Friederike Zimmermann/Johannes Bauer/Jens Möller/Olaf Köller
Interessieren sich Lehramtsstudierende für bildungswissenschaftliche Studieninhalte?
Eine Längsschnittstudie vom ersten bis zum vierten Semester
Lehramtsstudierende interessieren sich zu Beginn ihres Studiums häufig stark für pädagogische Inhalte. Ob dieses hohe Interesse allerdings im Studienverlauf stabil ist, wurde bisher unzureichend empirisch untersucht. In der vorliegenden Studie wurde an N = 1169 Lehramtsstudierenden überprüft, wie sich das Interesse an bildungswissenschaftlichen Inhalten über vier Semester entwickelt. Zusätzlich wurden Eingangsmerkmale der Studierenden als Prädiktoren zur Erklärung interindividueller Unterschiede einbezogen. Ein zentrales Ergebnis latenter Wachstumskurvenmodelle ist, dass das Interesse an den Bildungswissenschaften zwar im Mittel über die Zeit stabil bleibt, sich aber bedeutsame Varianz im Veränderungswert zeigt. Diese kann durch die Sicherheit der Studienwahl und das angestrebte Lehramt erklärt werden, und zwar in die Richtung, dass Studierende mit hoher Entscheidungssicherheit sowie Studierende eines gymnasialen Lehramts tendenziell an Interesse dazugewinnen.
Johannes König/Martin Rothland
Pädagogisches Wissen und berufsspezifische Motivation am Anfang der Lehrerausbildung.
Zum Verhältnis von kognitiven und nicht-kognitiven Eingangsmerkmalen von Lehramtsstudierenden
Modelle professioneller Kompetenz von Lehrkräften differenzieren analytisch auf der einen Seite das Professionswissen, auf der anderen Seite motivational-affektive Charakteristika. Zusammenhänge und die wechselseitige Bedingtheit solcher kognitiven und nicht-kognitiven Elemente wurden bislang in der Forschung jedoch weder theoretisch noch empirisch intensiv bearbeitet. Der Beitrag begegnet diesem Desiderat, indem Zusammenhänge von berufsspezifischer Motivation mit pädagogischem Wissen bei Lehramtsstudierenden auf der Basis einer repräsentativen Stichprobe von Studienanfängern in Nordrhein-Westfalen untersucht werden. Im Ergebnis zeigt sich, dass spezifische Berufswahlmotive (z.B. intrinsischer Wert) mit pädagogischem Wissen statistisch signifikant korrelieren, die Zusammenhänge jedoch klein sind. Korrelative Befunde wie auch eine pfadanalytische Modellierung von Berufswahlmotiven, Maße der Allgemeinen Leistungsmotivation und der Lern-/Leistungsmotivation im Studium zeigen erwartungskonform, dass es sich bei Berufswahlmotiven um distale, bei Maßen der Lern-/Leistungsmotivation im Studium um proximale motivationale Faktoren handelt, mit denen pädagogisches Wissen assoziiert ist. Die Befunde werden mit Blick auf die Bedeutung der kognitiven und motivationalen Voraussetzungen von Lehramtsstudierenden für die Entwicklung professioneller Kompetenz in der ersten Phase der Lehrerbildung diskutiert.
Colin Cramer
Beurteilung des bildungswissenschaftlichen Studiums durch Lehramtsstudierende in der ersten Ausbildungsphase im Längsschnitt
Auf Grundlage einer Längsschnittstudie thematisiert dieser Beitrag die Bedeutsamkeits-, Qualitäts- und Nutzenseinschätzung des bildungswissenschaftlichen Studiums in der ersten Phase der Lehrerbildung in Baden-Württemberg aus Sicht Lehramtsstudierender (Schwerpunkt: Pädagogische Hochschulen). Nachgezeichnet werden Änderungen über drei Erhebungszeitpunkte (zu Studienbeginn, nach dem dritten Semester, nach Studienabschluss). Im längsschnittlichen Verlauf zeigt sich eine abnehmende Bedeutsamkeitszuschreibung an die bildungswissenschaftliche Komponente – sie wird bereits nach dem dritten Semester als am unbedeutsamsten erachtet, und auch die korrespondierende Qualitäts- und Nutzenseinschätzung ist vergleichsweise gering. Die relative Geringschätzung hält bis nach Studienabschluss an. Dieser Befund wird diskutiert und Bedingungen für den Bedeutsamkeitsrückgang werden mittels Panelanalyse aufgezeigt.
Deutscher Bildungsserver
Linktipps zum Thema „Bildungswissenschaften in der Lehrerbildung“
Clemens Wieser
Konzeptualisierungen von Handeln in Paradigmen der Unterrichtsforschung
Konzepte für Unterricht – gefasst als Modelle, Theorien oder Schemata – wurden sowohl in Allgemeiner Didaktik als auch in der Lehr-Lern-Forschung entwickelt. Durch eine Analyse von Konzepten beider Paradigmen sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Konzeptualisierungen von Handeln identifiziert werden. Die Analyse geschieht durch eine Aufschlüsselung von Theorien beider Paradigmen in ihre Komponenten. Ausgehend von identifizierten Herausforderungen der Konzeptualisierung von Handeln werden im Resümee konzeptuelle, methodologische und empirische Perspektiven skizziert, durch die Handeln im Unterricht untersucht werden kann.
Kirsten Meyer/Benjamin Streim
Wer hat, dem wird gegeben?
Hochbegabtenförderung und Gerechtigkeit
In diesem Aufsatz geht es um eine Analyse der Argumente zugunsten von Hochbegabtenförderung. Diese wird einerseits mit dem Verweis auf das Gemeinwohl begründet und andererseits damit, dass sie den Hochbegabten selbst geschuldet sei. Im Folgenden liegt der Schwerpunkt auf der Analyse solcher pädagogischer Argumente, welche die Hochbegabtenförderung mit Forderungen der Chancengleichheit oder Gerechtigkeit begründen. Dabei wird sich zeigen, dass die Analyse dieser Argumente um eine wichtige Perspektive ergänzt werden muss: Der Begabungsbegriff muss genauer in den Blick genommen und mit den Argumenten für die Hochbegabtenförderung abgeglichen werden. Die hier vorgelegte Analyse weckt auf diese Weise Zweifel an der Behauptung, dass die Hochbegabtenförderung ein Gebot der Gerechtigkeit sei.
Angelika Paseka
Selbstthematisierungen von Lehrerinnen und Lehrern – zwischen Überhöhung, Normalitätsansprüchen und Verachtung
Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie Lehrpersonen ihren Beruf thematisieren. Aufgrund von früheren Untersuchungen wäre anzunehmen, dass negative und Verachtung ausdrückende Bilder dominieren. Anhand von Interviewausschnitten mit Lehrerinnen und Lehrern und deren Analyse mit Hilfe der dokumentarischen Methode kann jedoch gezeigt werden, dass dies nicht zutrifft. Es kristallisiert sich eine Typologie aus vier Rhetorikmustern heraus, wobei die einzelnen Typen in unterschiedlicher Weise professionelle und organisationale Logiken sowie Bilder vom Lehrberuf aufgreifen und das Verhältnis von Person und Beruf fassen.
Christian Brüggemann
Iulius Rostas (Hrsg.): Ten Years After. A History of Roma School Desegregation in Central and Eastern Europe
Michael Geiss
Michelle M. Nickerson: Mothers of Conservatism: Women and the postwar right
Lars Hoffmann/Poldi Kuhl
Franz Schott/Shahram Azizi Ghanbari (Hrsg.): Bildungsstandards, Kompetenzdiagnostik und kompetenzorientierter Unterricht zur Qualitätssicherung des Bildungswesens. Eine problemorientierte Einführung in die theoretischen Grundlagen
Pädagogische Neuerscheinungen