Zeitschrift für Pädagogik - Inhaltsverzeichnis
Jahrgang 48 – Heft 2 – März/April 2002

Essay


151 FRITZ OSTERWALD

Methode: Technologie und Erlösung

Zusammenfassung: Die Fragestellung, ob die Pädagogik eine Wissenschaft ohne Technologie sei oder sein soll, ob pädagogische Tätigkeit ohne stabile Kausalannahmen auskommen kann, wird hier historisch bearbeitet. Dabei wird die These belegt, dass mit der Methode für die Pädagogik in extrem nachhaltiger Wirkung Technologie, beziehungsweise Technik tradiert wird, die Wissensbestände und Professionen stabilisiert. Diese Technologie/Technik wurde durch die empirischen Wissenschaften zwar entscheidend verändert aber nicht in ihrem Bestand gefährdet. Die Psychologisierung der Theologie und die Säkularisierung von Heils- und Erlösungserwartungen, die sich in der Neuzeit entwickeln, nutzen die Stabilität der pädagogischen Technologie, um Faktizität oder Realisationspotenz zu beanspruchen.

Thema: Training des Lehrerhandelns

171 NORBERT HAVERS/ANDREAS HELMKE

Training des Lehrerhandelns
Einführung in den Thementeil

174 NORBERT HAVERS/SUSANNE TOEPELL

Trainingsverfahren für die Lehrerausbildung im deutschen Sprachraum

Zusammenfassung: Die Entwicklung von Lehrertrainings erfolgte zunächst in der Tradition des Microteaching oder im Rahmen verschiedener psychologischer Theorien (Humanistische Psychologie, Verhaltenstheorie und Kognitionspsychologie). In den 90er-Jahren ging die Zahl der Publikationen zum Lehrertraining deutlich zurück, gleichzeitig erfolgte aber auch eine Neuorientierung: Die seit 1990 entwickelten Trainingsmodelle orientierten sich stärker an konkreten Ausbildungsbedürfnissen als an bestimmten Traditionen und Theorien. Nach Auffassung der Autoren bieten Lehrertrainings eine wertvolle Ergänzung zur traditionellen Lehrerbildung.

194 HANS GERHARD KLINZING

Wie effektiv ist Microteaching? Ein Überblick über fünfundreißig Jahre Forschung

Zusammenfassung: Die Effektivität von Microteaching und verwandten Verfahren wird in der Forschungsberichterstattung sowie in Lehrbüchern uneinheitlich eingeschätzt. Eine Sichtung von mehr als 200 Untersuchungen zu diesen Verfahren mittels vote counting jedoch ergibt, dass ein nur sehr geringer Anteil der aufgefundenen Untersuchungen die – wenn auch häufig verbreitete – pessimistische Sicht der Effektivität dieser Verfahren stützt. Der weit überwiegende Anteil der Forschungsergebnisse trägt die Annahme, dass bei der Verwendung dieser Verfahren sowohl in der Aus- als auch in der Weiterbildung positive und nachhaltige Auswirkungen für die Aneignung verbaler und nonverbaler Verhaltensmuster, für die Integration des im Training Erlernten in das eigene Verhaltensrepertoire sowie für dessen Übertragbarkeit in die Berufswirklichkeit zu erwarten sind. Dies gilt für das klassische Microteaching (praktische Übungen in Kleingruppen von Schülern) als auch für die weit weniger aufwendige Variante, das Training in Kleingruppen von Studien- bzw. Lehrerkollegen (Peerteaching).

215 HANNS-DIETRICH DANN/WINFRIED HUMPERT

Das Konstanzer Trainingsmodell (KTM) – Grundlagen und neue Entwicklungen

Zusammenfassung: Das KTM wird als primär- und sekundärpräventives Programm seit 1987 im deutschsprachigen Raum eingesetzt, um die Selbst- und Sozialkompetenz von Lehrpersonen im Umgang mit aggressivem und störendem Schülerverhalten zu erhöhen. Zum Aufbau bereichsspezifischen Expertenwissens und -könnens liegt der Ansatzpunkt – unter Berücksichtigung systemischer Gesichtspunkte – sowohl auf der kognitiven Ebene (Optimierung Subjektiver Theorien) als auch auf der Verhaltensebene (Einüben neuer Verhaltensmuster). Als Weiterentwicklung liegt nun das Kurztraining ,KTM kompakt' vor.

227 DIETHELM WAHL

Mit Training vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln?

Zusammenfassung: Wenn es nahezu allen Ausbildungsformen schwer fällt, den weiten Weg vom Wissen zur Handlungskompetenz zurückzulegen, dann fragt es sich, ob Trainingsverfahren eine sinnvolle Alternative oder wenigstens eine brauchbare Ergänzung sein könnten. Aus handlungstheoretischer Sicht kann die Frage durchaus bejaht werden, wenn folgende Sachverhalte beachtet werden: Die Trainings – gemeint sind ,praktische Übungen' – sind auf der Ebene des reflexiven Bewusstseins anzusiedeln, müssen in situationsübergreifende Ziele und Planungen eingebettet sein, dürfen nicht nur Kognitionen und Aktionen ansprechen, sondern müssen auch die ,trägen' Emotionen einbeziehen, schließlich sind sie nur dann wirklich erfolgreich, wenn sie in einem Drei-Schritt erstens die vorhandenen handlungssteuernden Strukturen bearbeitbar machen, zweitens Expertenwissen einbeziehen und drittens neue handlungssteuernde Prozesse in Gang setzen. Für methodisch-didaktisches Handeln ebenso wie für Interaktionshandeln werden abschlieáend unterschiedliche ,Trainings'-Vorschläge gemacht.


Weitere Beiträge

242 HERMANN J. FORNECK

Selbstgesteuertes Lernen und Modernisierungsimperative in der Erwachsenen- und Weiterbildung

Zusammenfassung: Konzepte des selbstgesteuerten Lernens erscheinen auf den ersten Blick als Ausfluss einer spezifischen Rezeption des Konstruktivismus durch die Erwachsenenbildung. Im Gegensatz dazu wird die These vertreten, dass diese innerwissenschaftliche Verarbeitung des Konstruktivismus und die erwachsenenpädagogische Propagierung des selbstgesteuerten Lernens sich als Reflexe auf Modernisierungsimperative verstehen lassen. Mit Konzepten des selbstgesteuerten Lernens geht eine Entprofessionalisierungsstrategie, eine Veränderung der Organisationsformen und der erwachsenenpädagogischen Handlungslogik und -struktur einher, die sich Modernisierungsimperativen verdankt. Abschließend werden Perspektiven sich verändernder Praktiken des Lernens thematisiert.

262 HARTMUT DITTON

Lehrkräfte und Unterricht aus Schülersicht. Ergebnisse einer Untersuchung im Fach Mathematik

Zusammenfassung: Ergebnisse einer Untersuchung im Fach Mathematik Dass an Hochschulen die Qualität der Lehre u.a. auch durch Befragungen der Studierenden evaluiert wird, ist inzwischen keine Besonderheit mehr. Im Schulbereich werden dagegen vergleichbare Verfahren zur Ermittlung der Schülerwahrnehmungen des Unterrichts und der Lehrkräfte bisher kaum systematisch eingesetzt. In dem Beitrag werden Ergebnisse einer Befragung von Schülern der 9. Klassenstufe zur Wahrnehmung des Mathematikunterrichts und der Lehrkraft im Fach Mathematik vorgestellt (186 Schulklassen, 4.316 Schüler). Wie die Ergebnisse zeigen, steht die Wahrnehmung der Lehrkräfte primär in Zusammenhang mit Merkmalen der Qualität des Unterrichts. Die Zusammenhänge mit schülerspezifischen Einstellungen bzw. individuellen Schülermerkmalen sind deutlich geringer und erklären nur die Varianz zwischen den Schülern innerhalb einer Klasse, nicht aber die Varianz zwischen den Schulklassen. Möglichkeiten einer praktischen Anwendung von Schülerbefragungen zum Unterricht als Teil eines schulischen Systems der Qualitätssicherung werden angesprochen.

287 ANDREAS FLITNER

Wilhelm von Humboldt – Neuere Forschung und interpretierende Literatur


Besprechung:

298 KARL-HEINZ ARNOLD

ANDREAS KRAPP/BERND WEIDENMANN (Hrsg.): Pädagogische Psychologie
DETLEF H. ROST (Hrsg.): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie
GERD MIETZEL: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens
NORBERT M. SEEL: Psychologie des Lernens. Lehrbuch für Pädagogen und Psychologen
CHRISTOPH PERLETH/ALBERT ZIEGLER (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Grundlagen und Anwendungsfelder
BERND ROSEMANN/SVEN BIELSKI: Einführung in die Pädagogische Psychologie

307 ALOIS SUTER

CHRISTIAN RITTELMEYER/MICHAEL PARMENTIER: Einführung in die pädagogische Hermeneutik

310 REBEKKA HORLACHER

ECKART LIEBAU (Hrsg.): Die Bildung des Subjekts. Beiträge zur Pädagogik der Teilhabe