Jahrgang 51– Heft 3 – Mai/Juni 2005
Ewald Kiel/Joachim Grabowski/Swantje Meyer
Quizshowwissen als Bildungsgut?
Manfred Hofer/Heinz Reinders/Stefan Fries/Marten Clausen/Sebastian Schmid/Franziska Dietz
Die Theorie motivationaler Handlungskonflikte
Ein differenzieller Ansatz zum Zusammenhang zwischen Werten und schulischer Lernmotivation
Aus der Jugend- und Schulforschung ist bekannt, dass deutsche Schüler im Durchschnitt eine niedrige Schulfreude angeben und vergleichsweise wenig Zeit für schulische Angelegenheiten einsetzen. Dieser Befund wird in der erziehungswissenschaftlichen Literatur unter anderem durch Hinweis auf gesellschaftliche Wandlungsprozesse zu erklären versucht. Ansätze dieser Art lassen jedoch die große interindividuelle Variation zwischen Schülern außer Betracht. Die „Theorie motivationaler Handlungskonflikte“ wird vorgestellt und deren Erklärungspotenzial für individuelle Variationen schulischen Engagements geprüft. Sie basiert auf der Annahme, dass das relative Gewicht von Leistungs- und Wohlbefindenswerten eine Varianzquelle für Lernmotivation darstellt. Es wird spezifiziert, wann es zu Konflikten zwischen Handlungen kommt und welche Reaktionen Jugendlicher auf Handlungskonflikte zu einer Beeinträchtigung der Lernmotivation führen. Empirische Befunde werden vorgestellt und diskutiert.
Leonie Herwartz-Emden/Verena Schurt/Wiebke Waburg
Mädchenschulen zwischen Traditionalismus und Emanzipationsanspruch
Forschungsstand und Forschungsdesiderata
Vor dem Hintergrund weiterhin bestehender Unterschiede in Leistungen, Interessen, Selbstkonzept etc. zwischen Schülerinnen und Schülern koedukativer Schulen (PISA, TIMSS, IGLU) liefert der vorliegende Beitrag einen Überblick über aktuelle deutschsprachige und internationale Publikationen zum Thema Monoedukation und ihren Potentialen bezüglich des Erreichens von Chancengleichheit im Bildungssystem. Aufgrund der Heterogenität der vorliegenden Studien (Forschungsfragen, methodische Anlagen, Samples) verbietet sich ein einheitliches Fazit. Am ehesten ist von einem heterogenen Gesamteindruck zur Wirkungsweise der Monoedukation zu sprechen. Bemerkenswerterweise scheinen Mädchenschulen im Vergleich zu koedukativen Institutionen ein unterstützenderes Umfeld bereitzustellen und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen zu stärken – in Bezug auf diese Aspekte zeichnen sich länder- und studienübergreifende Parallelen ab.
Thorsten Schneider
Nachhilfe als Strategie zur Verwirklichung von Bildungszielen
Eine empirische Untersuchung mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)
Nach den Theorien der Bildungswahl trägt Nachhilfeunterricht zur Verstärkung der Bildungsungleichheit bei. Mit den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) kann gezeigt werden, dass jeder vierte Jugendliche im Laufe seiner Schulzeit mindestens einmal Nachhilfe beansprucht hat. Für Westdeutschland zeigt sich, dass Nachhilfe zur Verwirklichung höherer Bildungsziele eingesetzt wird. Für Ostdeutschland, wo es keine entsprechende Tradition für Nachhilfeunterricht gibt, lässt sich dieser Zusammenhang nicht bestätigen. Gleichzeitig hängt die Inanspruchnahme von Nachhilfe in starkem Maße von der Finanzsituation der Eltern ab.
Burkhard Schwier
Ein blinder Fleck: Schulentwicklung als Schulverbesserung von „schwachen“ Schulen in England und Wales
Probleme und Entwicklungsansätze
Entgegen der Tendenz, Schulentwicklung als Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte zu betreiben, verweist der Beitrag auf bisher in Deutschland und den meisten OECD-Staaten vernachlässigte Fragestellungen und Aufgaben der Forschung im Bereich „schwacher“ Schulen. Dabei werden diesbezügliche Erfahrungen und Erkenntnisse aus England und Wales referiert und reflektiert. Besondere Probleme ergeben sich aus der Schwierigkeit einer angemessenen Begriffsbestimmung sowie der Komplexität schulinterner Einstellungen und Umgangsformen „schwacher“ Schulen. Konzepte, die aus Erkenntnissen an erfolgreichen Schulen entwickelt wurden, lassen sich nicht auf solche Schulen übertragen. Vielmehr bedarf es hier eines Ansatzes auf allen Ebenen von Schule, in dem langfristige Zielsetzungen mit kurzfristigen Erfolgen sowie quasi therapeutischen Maßnahmen im Bereich der Schulkultur kombiniert werden.
Andreas Hartinger
Verschiedene Formen der Öffnung von Unterricht und ihre Auswirkung auf das Selbstbestimmungsempfinden von Grundschulkindern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Unterricht zu öffnen, indem Schüler/innen unterschiedliche inhaltliche und/oder methodische Entscheidungen des Unterrichts mittreffen. Bislang wurde jedoch nicht erforscht, welchen Beitrag solche verschiedenen Formen der Öffnung dazu leisten, um das – v.a. im Zusammenhang mit dem Erhalt und der Förderung von Motivation und Interesse wichtige – Empfinden von Selbstbestimmung zu unterstützen. Dargestellt wird eine umfassende Felduntersuchung in Grundschulklassen der 3. und 4. Jahrgangsstufe. Die Daten zeigen, dass verschiedene Formen der Öffnung verschieden häufig praktiziert werden, dass die Auswirkungen auf das Empfinden von Selbstbestimmung jedoch wider Erwarten recht ähnlich sind.
Daniel Tröhler
Mathis Leibetseder: Die Kavalierstour. Adelige Erziehungsreisen im 17. und 18. Jahrhundert
Pia Schmid
Lucia Amberg: Wissenswerte Kindheit. Zur Konstruktion von Kindheit in deutschsprachigen Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts
Rainer Kokemohr
Timo Hoyer: Nietzsche und die Pädagogik. Werk, Biografie und Rezeption
Habilitationen und Promotionen in Pädagogik 2004
Pädagogische Neuerscheinungen