Jahrgang 54 – Heft 3 – Mai/Juni 2008
Hans E. Fischer
Lehr- und Lernprozesse im naturwissenschaftlichen Unterricht
Einführung in den Thementeil
Silke Klos/Christian Henke/Corinna Kieren/MaikWalpuski/Elke Sumfleth
Naturwissenschaftliches Experimentieren und chemisches Fachwissen
zwei verschiedene Kompetenzen
In diesem Beitrag wird über die Entwicklung und Evaluation eines Testverfahrens zur Messung Naturwissenschaftlich-experimenteller Arbeitsweisen, den so genannten NAW-Test, berichtet. Er wurde in zwei Varianten für die Jahrgangsstufe 7 und 12 entwickelt und in verschiedenen Studien eingesetzt, aus denen ausgewählte Ergebnisse berichtet werden. Die Ergebnisse bestätigen, dass mit dem NAW-Test ein valider Test vorliegt, der eine Kompetenz misst, welche sich von Fachwissen eindeutig unterscheidet.
Georg Trendel/RainerWackermann/Hans E. Fischer
Lernprozessorientierte Fortbildung von Physiklehrern
Die Fähigkeit von Lehrern zur Diagnose, Gestaltung und Förderung von Lehr-/Lernprozessen wird in einer Fortbildung erweitert und der Effekt im Physikunterricht nachgewiesen. Auf der Basis des handlungstheoretischen Modells von Wahl (2002) wird, u.a. durch Videoanalyse und Video-Feedback, die Unterrichtspraxis der Lehrenden empirisch überprüft und theoriegeleitet weiter entwickelt. Die Optimierung von Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler orientiert sich an der Theorie der Basismodelle nach Oser/Baeriswyl (2001). Auf Grundlage dieser Theorie werden Unterrichtshandlungen erfasst und bezüglich intendierter und stattfindender Lernprozesse untersucht. Die gemessenen Effekte lassen Schlussfolgerungen für die Optimierung von Physikunterricht und für die Gestaltung von Lehrerfortbildung zu.
Isabell van Ackeren/Rainer Block/Klaus Klemm/Harry Kullmann/Frank Sprütten
Schulkultur als Kontext naturwissenschaftlichen Lernens
Allgemeine und fachspezifische explorative Analysen 341
Am Beispiel der naturwissenschaftlichen Fächer untersucht die Studie den einzelschulischen Gesamtzusammenhang, in dem sich Fachunterricht am Gymnasium vollzieht. Dazu werden die Schulkultur als auch die fachspezifische Kultur mit einem umfangreichen Indikatorensatz operationalisiert und anschließend aufeinander bezogen sowie in Bezug zur fachspezifischen Schuleffektivität gesetzt. Es ergeben sich deutliche Hinweise auf eine Autonomie fachspezifischer Subkulturen sowie auf einen Zusammenhang zwischen dem Stellenwert naturwissenschaftlicher Fächer und den betreffenden Leistungsergebnissen.
Joachim Wirth/Hubertina Thillmann/Josef Künsting/Hans E. Fischer/Detlev Leutner
Das Schülerexperiment im naturwissenschaftlichen Unterricht
Bedingungen der Lernförderlichkeit dieser Lehrmethode
Das Schülerexperiment gilt als wichtige Lehrmethode des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Der damit erzielte Lernerfolg ist jedoch oftmals sehr gering. In zwei Experimenten wird untersucht, wie durch geeignete Zielvorgaben bzw. durch metakognitive Prompts die Lernförderlichkeit dieser Lehrmethode erhöht werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass das Schülerexperiment lernförderlich sein kann, wenn Schülerinnen und Schülern adäquate Ziele gesetzt werden und sie während des Lernens bei der metakognitiven Regulation ihres Lernprozesses unterstützt werden.
Frauke Stübig/Peter H. Ludwig/Dorit Bosse
Problemorientierte Lehr-Lern-Arrangements in der Praxis
Eine empirische Untersuchung zur Organisation und Gestaltung fächerübergreifenden Unterrichts
Flexibel verfügbares Wissen wird vorzugsweise in Lernsituationen erworben, die semantisch reichhaltig sind und deren Komplexität nicht didaktisch reduziert wurde. Die Inhalte solcher Lernsituationen nehmen ihren Ausgangspunkt von gesamtgesellschaftlich relevanten Problemstellungen, die sich zumeist nur multiperspektivisch erschließen lassen. Dafür bietet sich in besonderem Maß fächerübergreifender Unterricht an. Bislang ist die Praxis fächerübergreifenden Unterrichtens jedoch nur unzureichend empirisch durchleuchtet. Das Forschungsprojekt „Fächerübergreifender Unterricht in der gymnasialen Oberstufe“ (FUGO) möchte zur Schließung dieser Erkenntnislücke beitragen. In einer umfangreichen schriftlichen Befragung an 117 hessischen Schulen beschrieben Lehrerinnen und Lehrer ihre realisierten fächerübergreifenden Unterrichtseinheiten in der gymnasialen Oberstufe und gaben Einschätzungen zum Stellenwert des selbstständigen Arbeitens der Schülerinnen und Schüler. Es konnten typische Muster fächerübergreifender Unterrichtsarrangements herausgearbeitet werden, die auf nachhaltiges Lernen ausgerichtet sind. Die Ergebnisse der Befragung geben darüber hinaus Auskunft zur Organisation fächerübergreifenden Unterrichts, zum äußeren Profil der realisierten Unterrichtssequenzen und zu vorrangigen Problemen der Umsetzung.
Paul Walter/Achim Leschinsky
Überschätzte Helfer?
Erwartungen an die Sozialpädagogik in der Schule
Eine Pädagogin und ein Sozialarbeiter bringen als „Coachs“ schulmüde, gewaltbereite oder einfach nur unleidliche Hauptschüler zur Räson und bilden die sowohl dynamischen wie „coolen“ Pole in einem Kollegium, das aus wohlmeinenden, wenngleich etwas überfordert wirkenden älteren Lehrern und resignierenden, stets den Tränen nahen Lehrerinnen zu bestehen scheint. Das ist ein Eindruck, den der 2006 im ZDF ausgestrahlte sechsteilige Dokumentarfilm über die Pommernschule in Berlin-Charlottenburg hinterlässt. Die Darstellung in den Medien wird im Aufsatz als Symptom eines allgemeinen Interesses der Öffentlichkeit an der Zukunft der Schule und ihrer Gestaltung angesehen; die sich aus der Hervorhebung der Sozialpädagogik ergebenden Ambivalenzen werden aufgezeigt und diskutiert.
Jörg Wittwer
Warum wirkt Nachhilfe?
Hinweise aus der Forschung zum Einzelunterricht
Nachhilfe ist eine effektive Methode zur Verbesserung schulischer Leistungen. Auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands zum Einzelunterricht, derjenigen Unterrichtsform, in der Nachhilfe in der Regel stattfindet, wird in diesem Beitrag ein Überblick über verschiedene Erklärungen für die Wirksamkeit von Nachhilfe gegeben. Der Überblick zeigt, dass der Lehrende, der Lernende und die gemeinsame Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden einen jeweils eigenständigen Beitrag zur Wirksamkeit des Einzelunterrichts leisten. Dabei scheint den verständnisförderlichen Aktivitäten des Lernenden, unabhängig davon, ob selbst oder durch Interaktion mit dem Lehrenden initiiert, die wichtigste Bedeutung zuzukommen. Es werden Schlussfolgerungen für die Nachhilfe abgeleitet sowie Defizite bisheriger Forschung und Desiderata für zukünftige Forschung dargestellt.
Wolfgang Harder:
Ulrich Herrmann (Hrsg.): In der Pädagogik etwas bewegen
Micha Brumlik:
Johannes Bellmann: John Dewey naturalistische Pädagogik
Fritz Bohnsack: John Dewey. Ein pädagogisches Portrait
Martin Hartmann: Die Kreativität der Gewohnheit
Klaus Prange (Hrsg.): Herbart und Dewey
Douglas J. Simpson: John Dewey
Robert Wentz: Demokratie am Scheideweg
Klaus Prange
Norbert Ricken (Hrsg.): Über die Verachtung der Pädagogik
Jörg Zirfas
Andrea Sabisch: Inszenierung der Suche
Erziehungswissenschaftliche Habilitationen und Promotionen 2007
Pädagogische Neuerscheinungen