Thementeil: Digitale Medien in der Hochschullehre

Manuela Pietraß
Digitale Medien in der Hochschullehre – Einführung in den thematischen Schwerpunkt

Claudia de Witt
Kommunikation in Online-Lerngemeinschaften: Digitale Hochschullehre im Spiegel des Pragmatismus

Der Artikel behandelt einen mediendidaktischen Ansatz der digitalen Hochschullehre, der auf den pädagogischen Pragmatismus von John Dewey zurückgeht. Deweys Ansatz wird dabei in dem Konzept der Community of Inquiry fortgeführt, das Grundlagen für eine forschende Online-Gemeinschaft beinhaltet. Dabei wird für das Erreichen einer akademischen Reflexions- und Urteilsfähigkeit die Kommunikation der Lernenden untereinander als wesentliche Voraussetzung gesehen. Am Bespiel der Fern-Universität in Hagen wird gezeigt, wie mit dem Einsatz digitaler Medien (E-Learning) im Bereich des Fernstudiums der kommunikative Austausch der Lernenden im Sinne einer lernenden Gemeinschaft gefördert werden kann.

Frank Fischer/Karsten Stegmann/Christof Wecker/Ingo Kollar
Online-Diskussionen in der Hochschullehre: Kooperationsskripts können das fachliche Argumentieren verbessern

Online-Diskussionen in der Hochschullehre weisen oft ein suboptimales Qualitätsniveau auf, wenn sie nicht angemessen strukturiert werden. In diesem Beitrag werden empirische Studien und aktuelle Forschungsthemen zur Strukturierung von Online-Diskussionen mit Kooperationsskripts vorgestellt. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass Kooperationsskripts eine effektive Möglichkeit zur instruktionalen Unterstützung des Argumentierens in studentischen Online-Diskussionen sein können. Im Hinblick auf den Wissenserwerb aus Online-Diskussionen helfen die Studien, zwischen förderlichen, wirkungslosen und sogar hinderlichen Arten von Kooperationsskripts zu unterscheiden.

Manuel Pietraß
Digitale Präsenz – der didaktische Mehrwert der Mediengestaltung

In der Didaktik des E-Learning liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf den neuen Möglichkeiten der computervermittelten Kommunikation. Ein weiteres Feld, auf welchem die digitalen Medien lernförderliche Perspektiven eröffnen, sind die Gestaltungsmittel. Dieser Aspekt wurde in den neunziger Jahren intensiv in Zusammenhang mit „Multimedia“ diskutiert, fand jedoch im E-Learning nur teilweise eine Fortführung. Ausgehend vom Konzept der Präsenz, d.h. der Sinnlichkeit stiftenden Anteile ästhetischer Erfahrung, wird untersucht, inwiefern in den digitalen Gestaltungsmöglichkeiten ein didaktisches Potenzial für die Hochschullehre liegt.

Heidi Schelhowe
Interaktionsdesign: Wie werden Digitale Medien zu Bildungsmedien

Der Computer ist ein Höhepunkt von Abstraktion und Formalisierung. Gleichzeitig aber erlaubt er als neues Medium höchst konkreten Umgang, der nicht einmal mehr die Distanz der Sprache oder die Repräsentation in Bildern benötigt. Interaktionskonzepte der Informatik wie „Be-Greifbare Interfaces“ oder „Body-Interaction“, erlauben immersiven, intuitiven und handlungsorientierten Gebrauch. Wenn Computer der menschlichen Bildung, nicht nur einem zweckgerichteten Handeln, dienen sollen, dann ist mehr zu bedenken, als dass sie intuitiv zu benutzen sind und so erscheinen, als würden sie einen unvermittelten, direkt-manipulativen Umgang ermöglichen. Komplexes Lernen besteht im Hin und Her zwischen Immersion und Reflexion. Beim Design von Software für Bildungsprozesse dürfen Digitale Medien nicht „bloße“ Werkzeuge oder Medien – transparent für den Zugriff auf Information und virtuelle Gegenstände – bleiben; es braucht reflexives Design, durch das der Computer und die hinter ihm verborgenen Modellierungsprozesse selbst sichtbar werden. Die inhärenten Modelle und ihr formalisierter Ausdruck müssen zugänglich und erfahrbar werden. Der Beitrag thematisiert, wie der Computer zum Bildungsmedium werden kann und warum die Erziehungswissenschaft das Design von digitalen Lernanwendungen „informieren“ muss.

Heinz-Werner Wollersheim/Maren März/Jan Schminder
Digitale Prüfungsformate
Zum Wandel von Prüfungskultur und Prüfungspraxis in modularisierten Studiengängen

Die neue Diskussion um standardisierte IT-gestützte Prüfungen an Hochschulen verweist auf grundsätzliche Fragen des Zusammenhangs von Lehre und Prüfung. In der Logik des Bologna-Prozesses liegt die Orientierung der Prüfung an einem in Kompetenzen beschriebenen Absolventenprofil. Vergleichend wird die Entwicklung im medizinischen Bereich herangezogen, wo die zu prüfenden Wissensbereiche nicht weniger komplex als im erziehungswissenschaftlichen Bereich sind. Der Spezialfall standardisierter Großklausuren wird näher untersucht.


Deutscher Bildungsserver

Linktipps zum Thema „Digitale Medien in der Hochschullehre“


Allgemeiner Teil

Manfred Hofer/Britta Kilian/Claudia Kuhnle/Sebastian Schmid
Beeinflussen individuelle Werte Motivation und Lernerfolg bei Schule-Freizeit-Konflikten?
Eine experimentelle Untersuchung

Viele Schüler sind nachmittags angesichts hoher schulischer Erwartungen und breiter Freizeitangebote zwischen dem Erledigen von Aufgaben für die Schule und selbstbestimmten Aktivitäten hin- und hergerissen. In einem Experiment wurde untersucht, ob die Leistungs- bzw. Wohlbefindensorientierung von Studierenden die motivationale Regulation und das Ergebnis des Lernens bei einem Lern-Freizeit-Konflikt beeinflusst. Wertorientierungen wurden durch Priming aktiviert und ihr Einfluss auf motivationale Interferenz und Erfolg beim Erlernen naturwissenschaftlicher Inhalte ermittelt. Während des Lernens konnten die Studierenden auf Musikvideos übergehen, wobei variiert wurde, ob jeweils ein oder zwei Videos zur Verfügung standen. Die Regulation des Lernens wurde über einen Fragebogen zum Erleben motivationaler Interferenz erhoben. Lernerfolg wurde über einen Multiple Choice Test sowie die Anzahl korrekt reproduzierter Abbildungselemente erfasst. Studierende in der Wohlbefindens-Bedingung zeigten wie erwartet höhere motivationale Interferenz als die Kontrollgruppe, wohingegen Studierende in der Leistungs-Bedingung weder geringere Interferenz noch höhere Lernleistungen aufwiesen. Bei Studierenden in der Wohlbefindens-Gruppe zeigte sich im Multiple Choice Test eine bessere Leistung bei einer im Vergleich zu zwei attraktiven Alternativhandlungen.

Gerhard Eberle
Methodische Schwächen bei dem Versuch Dagmar Hänsels, die Rezeptionsgeschichte eines „Schulbuchs“ nachzuzeichnen

In einem kürzlich in dieser Zeitschrift veröffentlichten Artikel wird behauptet, dem Buch „Erbe und Schicksal“ (1942) komme in der gegenwärtigen Diskussion über die Rolle der Sonderpädagogik während der NS-Zeit eine zentrale Bedeutung zu. Weiterhin beansprucht die Autorin, die Rezeption des Buches bis in die Gegenwart nachgezeichnet und es darüber hinaus als Propagandabuch für die Sonderschule neu in den Blick genommen zu haben. Nach einer kritischen Analyse kann demgegenüber gezeigt werden, dass diese Ansprüche der Autorin entweder nicht haltbar oder aber banal sind.

Johannes Giesinger
Bildung als öffentliches Gut und das Problem der Gerechtigkeit

Die normative Frage, wie Bildung unter den Individuen zu verteilen ist, kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven angegangen werden. Zum einen kann man fragen, welche Verteilung angesichts der wünschenswerten öffentlichen Effekte von Bildung angebracht ist. Davon zu unterscheiden ist die Frage nach der gerechten Verteilung des privaten Nutzens von Bildung. In diesem Beitrag wird – unter Berücksichtigung beider Perspektiven – eine drei Verteilungsprinzipien umfassende Konzeption von Bildungsgerechtigkeit entwickelt. Davon ausgehend wird diskutiert, inwiefern eine öffentliche Bereitstellung, Finanzierung und Regulierung von Bildungsangeboten angezeigt ist.

Besprechungen

Walburga Hoff
Anne Schlüter (Hrsg.): Erziehungswissenschaftlerinnen in der Frauen- und Geschlechterforschung

Anna Lenski
Christiane Spiel/Barbara Schober/Petra Wagner/Ralph Reimann (Hrsg.): Bildungspsychologie

Heinz-Elmar Tenorth
Ulrich Binder: Das Subjekt der Pädagogik – Die Pädagogik des Subjekts. Das Subjektdenken der theoretischen und der praktischen Pädagogik im Spiegel ihrer Zeitschriften

Klaus Zierer
Martin Lehner: Allgemeine Didaktik

 

Dokumentation

Pädagogische Neuerscheinungen