Zeitschrift für Pädagogik - Inhaltsverzeichnis
Jahrgang 48 – Heft 4 – Juli/August 2002

Essay


Thementeil: Glück als Thema der Pädagogik      
495 Christopher Higgins

Das Glück des Lehrers

Zusammenfassung: In Rückgriff auf Bernard Williams’ Unterscheidung zwischen Ethik und Moral vertrete ich die These, dass die Ethik des Lehrens sich mit der Beziehung zwischen dem Leben, das ich als Lehrer(in) führe, und dem guten Leben beschäftigt. Die Ethik des Lehrens führt die Frage: „Warum lehre ich?“ mit der Frage: „Wie möchte ich leben?“ zusammen. Die moderne Gegenüberstellung von egoistischem Interesse und Altruismus führt zu einer Vernachlässigung des Wohlergehens des Lehrers/ der Lehrerin. Wir müssen diese moralische Kurzsichtigkeit verlassen um zu fragen: Warum ist die Praxis des Lehrens es wert, dass sie im Zentrum meines Lebens steht? Wie bringt mich das Lehren zu den Gütern in Verbindung, die ich am meisten schätze? Wie unterstützt meine Sorge um das Wachstum anderer auch mein Wachstum?

514 Thomas Fuhr

Das Glück des Kindes

Zusammenfassung: Kinder streben nach Glück. Worin dieses besteht, ist kaum erforscht. Der Aufsatz untersucht den pädagogischen Diskurs zum Glück des Kindes, die Struktur der auf das Glück bezogenen Urteile, empirische Forschungsergebnisse zum Glück des Kindes und Probleme der Bedürfnisforschung. Er zeigt auf, dass Glücksurteile neben kognitiven Anteilen auch Gefühle der Freude bzw. Trauer beinhalten. Diese sind nicht nur Hinweise auf das, was Kindern gefällt, sondern auch Gründe dafür, ihnen das zu ermöglichen, woran sie Gefallen haben. Pädagogische Urteile sollten diese Gefühle deshalb berücksichtigen.


534 Sarah Keller/Max Mangold

Glück zwischen Ökonomie und Pädagogik

Zusammenfassung: Erziehung und Bildung werden gemeinhin als genuin pädagogische Reflexions- und Handlungsbestrebungen vorgestellt, die frei von ökonomischen Überlegungen sind oder sein müssen, da ansonsten die Realisierung der pädagogische Intention der Heranbildung glücklicher Menschen gefährdet sei. Ökonomie und Glück, so die implizite Annahme, die dieser Einschätzung zugrunde liegt, schließen sich gegenseitig aus bzw. laufen einander zuwider. Der vorliegende Beitrag beleuchtet den Umstand, dass Glückskonzeptionen – gerade auch in der Pädagogik – weder unabhängig von ökonomischen Erwägungen entworfen werden noch ein der Ökonomie fremdes Moment darstellen. ‚Glück‘ bildet sowohl in der Geschichte der Pädagogik als auch in derjenigen der Ökonomie, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und Akzentuierung, eine bedeutsame und nicht unproblematische (Ziel-)Größe, die basierend auf einem bestimmten Menschenbild anhand eines planmäßigen Vorgehens zu erreichen versucht wird.

553 Jürgen Oelkers

Kindheit – Glück – Kommerz

Zusammenfassung: Der Artikel geht von Glückserwartungen, die mit Kindheit und Erziehung verknüpft werden, aus. In einem ersten Teil werden Aspekte des historischen Wandels von Kindheit thematisiert, wobei die hauptsächliche Beobachtung dahin geht, dass nicht so sehr die Reformpädagogik, sondern die Öffnung der Kindheit für Kommerzkulturen den Wan­del bewirkt hat. Der zweite Teil beschreibt Funktionsweisen einer kommerzialisierten Kinderkultur und deren Glücksdefinitionen. Abschließend wird auf die Frage eingegangen, wie in derartigen Lernumwelten Erziehung verstanden werden kann. Ein zentraler Punkt ist dabei das Verhältnis von Verantwortung und Wechselseitigkeit.

Allgemeiner Teil        
571 Paul Walter

Renaissance des Unbewussten? Subkognitive Prozesse und ihre unterrichtstheoretische Bedeutung

Zusammenfassung: Die Beschäftigung mit unbewussten resp. subkognitiven Vorgängen erfährt in der Unterrichtswissenschaft eine Renaissance. Dies dürfte primär einer Problematisierung des gesellschaftlichen Auftrags der Schule entspringen, transferierbares Wissen zu vermitteln. Grundsätzlich kann jedoch eine Thematisierung subkognitiver Prozesse hilfreich sein, Möglichkeiten und Grenzen unterrichtsdidaktisch motivierter Einflussnahmen auszuloten. Diese Annahme wird im Beitrag aufgegriffen, der unterrichtstheoretische Bezüge von Konzeptionen subkognitiver Prozesse untersucht.

591 Silvia-Iris Beutel/Witlof Vollstädt

Kinder als Experten für Leistungsbewertung

Zusammenfassung: Vor dem Hintergrund der Diskussion um schulische Leistungsbewertung werden Ergebnisse des Forschungsprojektes „LeiHS“ vorgestellt, mit dem die Leistungsbewertung und -rückmeldung an Hamburger Schulen untersucht werden. Nachweisbar ist eine hohe Akzeptanz der Bewertung bei Schülern und Eltern. Ein enger Zusammenhang zwischen Schulklima und ‚Zeugniskultur‘ lässt sich belegen, der sich insbesondere auf den Umgang mit Berichtszeugnissen auswirkt. Die Auswertung von Interviews mit Grundschulkindern zu deren Berichtszeugnissen zeigt, dass Erwartungen an Transparenz, Textqualität und Hinweisen zur Verbesserung des Lernens gerade von jungen Schülerinnen und Schülern formuliert werden, die damit durchaus als Experten für schulische Leistungsbewertung anzusehen sind.

614 Matthias Kreysing

Berufliche Bildung in den USA – Von der Werkbank zur Schulbank

Zusammenfassung: In einem historischen Überblick wird die Entstehung des amerikanischen Systems der Berufsbildung nachgezeichnet. Besonders betont wird dabei das Spannungsverhältnis zwischen den Ideen, die der beruflichen Bildung zugrunde liegen: Einerseits eine pädagogisch-gesellschaftspolitische Perspektive und andererseits ökonomische Interessen. Dieses Spannungsverhältnis spiegelt sich in der Debatte über die Form der beruflichen Bildung (‚work-based‘ versus ‚school-based‘) wider.

Besprechungen

Dokumentation
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Pädagogische Neuerscheinungen