Jahrgang 51– Heft 5 – September/Oktober 2005
Andreas Krapp
Emotion und Lernen – Beiträge der Pädagogischen Psychologie
Einführung in den Thementeil
Tina Hascher
Emotionen im Schulalltag: Wirkungen und Regulationsformen
Der Text versucht, einen Einblick in die Bedeutung von Emotionen für das Lernen in der Schule zu geben und einen Beitrag zur Diskussion um die Bedeutung des Umgangs mit Emotionen in der Schule zu leisten. Zunächst werden Grundlagen zur Wirkung von Emotionen in der Schule erläutert und am Beispiel von Fehlersituationen illustriert. Der zweite Teil widmet sich der Regulation von Emotionen, um sich theoretisch und empirisch der Beantwortung der folgenden Frage anzunähern: Wie gehen Schülerinnen und Schüler mit ihren negativen Lern- und Leistungsemotionen um?
Andreas Krapp
Das Konzept der grundlegenden psychologischen Bedürfnisse
Ein Erklärungsansatz für die positiven Effekte von Wohlbefinden und intrinsischer Motivation im Lehr-Lerngeschehen
Untersuchungen über den Einfluss von Wohlbefinden und intrinsischer Motivation auf das Lernen liefern keine konsistenten Befunde. In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass mit einem nachhaltigen positiven Einfluss auf das Lernen nur dann zu rechnen ist, wenn die mit Wohlbefinden und intrinsischer Motivation verbunden Erlebensqualitäten als Feedback eines subbewusst agierenden Antriebs- und Steuerungssystems interpretiert werden können, welches auf grundlegenden psychologischen Bedürfnissen (Basic Needs) beruht. Da über das Konzept der Basic Needs und seine theoretische Begründung in den Motivationstheorien von Nuttin sowie Deci und Ryan nur wenig bekannt ist, werden hier die zentralen Prämissen und die wichtigsten Argumente vorgestellt, die in den beiden Theorien zur Begründung des Postulats der grundlegenden Bedürfnisse herangezogen werden. Dabei stellt sich heraus, dass die beiden Theorien in allen wesentlichen Punkten in hohem Maß übereinstimmen, obwohl sie weitgehend unabhängig voneinander entstanden sind. Abschließend werden einige Schlussfolgerungen diskutiert, die sich daraus für die Erklärung der differenziellen Wirkung von Wohlbefinden und intrinsischer Motivation ergeben.
Doris Lewalter
Der Einfluss emotionaler Erlebensqualitäten auf die Entwicklung der Lernmotivation in universitären Lehrveranstaltungen
Ausgehend von der Selbstbestimmungstheorie (Deci/Ryan 1985) beschäftigt sich der Beitrag mit der Bedeutung des Erlebens von Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit für die Veränderung der selbstbestimmten Motivation während universitärer Lehrveranstaltungen. Dabei werden zwei Komponenten des Autonomieerlebens anhand von Interviewdaten und Strukturgleichungsmodellen auf der Basis längsschnittlicher Fragebogendaten genauer analysiert. Während die quantitativen Befunde die besondere Bedeutung beider Komponenten des Autonomieerlebens unterstützen, kommt in den qualitativen Ergebnissen dem Kompetenzerleben eine besondere Bedeutung zu.
Jürgen Seifried/Detlef Sembill
Emotionale Befindlichkeit in Lehr-Lern-Prozessen in der beruflichen Bildung
Unabdingbar für erfolgreiche Lernprozesse in den Domänen Technik, Wirtschaft und Gesellschaft sind die lange Zeit nicht hinlänglich berücksichtigten emotionalmotivationalen Faktoren. Insbesondere die Bedeutung von Emotionen wurde nicht in der gebotenen Tiefe diskutiert, Befunde der Hirnforschung nicht hinlänglich rezipiert. Emotionale Prozesse sind an der Steuerung kognitiver Handlungsregulations-Prozesse fundamental beteiligt. Um der Untrennbarkeit von emotionalen und motivationalen Prozessen Rechnung zu tragen, greifen wir auf das Konstrukt der Emotionalen Befindlichkeit zurück. Im vorliegenden Beitrag diskutieren wir die Bedeutung dieses Konstrukts bezogen auf berufsschulische und betriebliche Lehr-Lern-Prozesse.
Walter Herzog
Pädagogik und Psychologie im Wörterbuch
Zur Normalität der Erziehungswissenschaft
Anhand einer Inhaltsanalyse von zwei Wörterbüchern wird die Begrifflichkeit der Pädagogik mit derjenigen der Psychologie verglichen. Es zeigen sich Differenzen in wissenschaftstheoretischer, methodischer und thematischer Hinsicht, die verständlich machen, weshalb die beiden Disziplinen nur schwer zueinander finden. Anders als die Psychologie, deren Begriffe von disziplin-immanenten Kriterien bestimmt werden, weist die Pädagogik eine starke institutionelle und berufspraktische Orientierung auf. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Normalität der Erziehungswissenschaft diskutiert.
Margret Kraul/Walburga Hoff
Professionalität, Generation und Geschlecht
Frauen und Männer im Schulamt an Gymnasien
Der vorliegende Beitrag greift die geschlechtsspezifische Segregation in Lehramts- und Leitungskarrieren im höheren Schuldienst auf und fragt nach institutionellen Vorgaben sowie individuellen Voraussetzungen, die den Eintritt in eine berufliche Laufbahn im Gymnasium begünstigt oder erschwert haben. In einem Generationenvergleich zwischen den in den Fünfziger- und Sechzigerjahren und den in den Neunzigerjahren aktiven Lehrerinnen und Lehrern und Direktorinnen und Direktoren werden mithilfe berufsbiografischer Interviews deren Einstellungen zu Professionalität und Geschlecht untersucht. Es lässt sich zeigen, dass die Selbst- und Fremdeinschätzungen der Lehrerinnen und Lehrer weiterhin geschlechtsspezifische Zuschreibungen beinhalten, die neuen Schulleiterinnen dagegen mit ihren Karriereambitionen eine antizipierte Gleichheit umsetzen, sich in ihrer Handlungspraxis jedoch gleichzeitig an ihrer weiblichen Geschlechtsrolle orientieren.
Thilo Schmidt
Entwicklungen in der Ausbildung von Erzieherinnen
Der Beitrag gibt einen Überblick über grundlegende Entwicklungen in der Ausbildung von Erzieherinnen in Deutschland. Ein Fokus richtet sich dabei auf zentrale Kritikpunkte an der bisherigen Ausbildung. Sie betreffen den formalen Status der Ausbildungsstätten, die Qualifikation der dort beschäftigten Lehrkräfte und das Niveau der Ausbildung. Darüber hinaus werden Reformbemühungen der letzten Jahre und der jüngsten Zeit vorgestellt und erläutert.
Klaus Prange
Hans-Christoph Koller: Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung
Heinz-Elmar Tenorth
Winfried Böhm: Geschichte der Pädagogik. Von Platon bis zur Gegenwart.
Alfred K. Treml: Pädagogische Ideengeschichte. Ein Überblick
Andreas Gruschka
Rudolf W. Keck/Sabine Kirk/Hartmut Schröder (Hrsg.): Bildung im Bild. Bilderwelten als Quellen zur Kultur- und Bildungsgeschichte
Annegret Eickhorst
Werner Helsper/Jeanette Böhme (Hrsg.): Handbuch der Schulforschung
Pädagogische Neuerscheinungen