Jahrgang 54 – Heft 5 – September/Oktober 2008
Thementeil: Pädagogische Organisationsforschung
Michael Göhlich/Rudolf Tippelt
Pädagogische Organisationsforschung. Einführung in den Thementeil
Nick Boreham/Jenny Reeves
Diagnosing and Supporting a Culture of Organizational Learning in Scottish Schools
This paper reports an empirical study of the extent to which the 93 schools in a Scottish education authority were ‚learning organizations‘. A 22 item questionnaire to assess learning organization culture, defined as Shared Vision, Openness to Criticism, Knowledge Sharing and Administrative Support, was distributed to school staff. Analysis of the 753 replies indicated an overall conviction that these schools were learning organizations, although school leaders were more likely to believe this than Class Teachers, and primary teachers more than teachers in secondary schools. The exception was the item „opportunity to discuss best practice with staff from other schools“, which the majority of staff believed was limited. Measures were developed to strengthen this aspect of the education authority’s culture.
Detlef Behrmann
Organisationsentwicklung durch Qualitätsmanagement. Ergebnisse von Fallstudien in Weiterbildungseinrichtungen
Die Implementierung von Qualitätsmanagement erscheint als Ausdruck der Deregulierung des Bildungssystems und zieht eine systematische Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen nach sich. Diesbezüglich stellt sich die organisationspädagogische Frage nach der erziehungswissenschaftlichen Erforschung und professionellen Unterstützung etwaiger Prozesse, der im vorliegenden Beitrag anhand der Rekonstruktion von Fallbeispielen in der Weiterbildung nachgegangen wird, um Muster der Implementierung von Qualitätsmanagement zu verdeutlichen und Professionalisierungsprozesse in und von Weiterbildungseinrichtungen aufzuzeigen.
Aiga von Hippel/Sandra Fuchs/Rudolf Tippelt
Weiterbildungsorganisationen und Nachfrageorientierung – neo-institutionalistische Perspektiven
Die wichtiger werdende Nachfrageorientierung in der Weiterbildung wird unter neo-institutionalistischen Gesichtspunkten analysiert. Nachfrageorientierung ist durch einen Rückgang öffentlicher Gelder, eine diversifizierte und pluralisierte Adressatenseite und eine verstärkte Wettbewerbssituation zu einer Herausforderung in der Weiterbildung geworden. Unter einer Makroperspektive werden die institutionellen Erwartungen aufgezeigt, in deren Spannungsfeld Nachfrageorientierung auch zur Legitimitätssicherung umgesetzt wird. Ebenso in der Makroperspektive – und als Überleitung zur Mikroperspektive – wird diskutiert, inwiefern institutionelle Erwartungen im Bereich der Nachfrageorientierung zu Isomorphien führen können. Unter einer Mikroperspektive wird daran anschließend an zwei empirischen Beispielen exemplarisch die Akteursperspektive aufgezeigt. Die neo-institutionalistische Perspektive betont handlungstheoretisch Gestaltungspotentiale innerhalb und zwischen Organisationen. Hier werden außerdem Folgen der Umsetzung von Nachfrageorientierung in Form von veränderten Fortbildungsbedarfen diskutiert.
Michael Göhlich/Ines Sausele
Lernbezogene Organisation. Das Mitarbeitergespräch als Link zwischen Personal- und Organisationsentwicklung
Anhand einer Untersuchung von fünfundzwanzig Mitarbeitergesprächen in zwei Organisationen arbeiten die Autoren heraus, wie Personal- und Organisationsentwicklung im Mitarbeitergespräch verbunden sind. Ausdrückliche Hinweise auf existierende Lernunterstützungsstrukturen sind in den Gesprächen häufig zu finden, seltener werden auch Zusammenhänge zwischen individuellem und organisationalem Lernen expliziert. Am wenigsten gelingt die Aufarbeitung der lernhinderlichen Wirkung bestimmter organisationskultureller Praxismuster. Die Gespräche leiden unter einemMangel an erwachsenenbildnerischer und organisationspädagogischer Kompetenz der Führungskräfte. Das Potential des Mitarbeitergesprächs als pädagogisch-manageriale Drehscheibe zwischen Personal- und Organisationsentwicklung kommt somit nur eingeschränkt zur Entfaltung.
Kay E. Ehlers/Stephan Wolff
Grenzen interorganisationalen Lernens. Beobachtungen aus der Entwicklungszusammenarbeit
Zusammenfassung: Im interorganisationalen Zusammenhang von Entwicklungshilfeprojekten kooperieren Organisationen mit unterschiedlichen Intentionen und Tiefenstrukturen. Dabei entsteht, so kann mit theoretischer Analyse und mit empirischem Rückgriff auf vier Entwicklungshilfeprojekte aus demTrinkwasser- und Hygienebereich gezeigt werden, kaum ein Raum gemeinsamen Lernens. Eher entsteht ein irritationsminimierendes sektoradäquates System – getrennt durch verschiedene Sichten, verbunden durch normierte Verständigungsakte – welches das Lernen zwar nicht prinzipiell verhindert, aber deutlich verlangsamt und ineffektiv macht.
Heinz-Elmar Tenorth
Wissenschaft autobiographisch: Öffentlichkeit, Reform, Kulturkritik, Konflikte. Eine Sammelbesprechung
Boris Schmidt
„Ich war vor allem auf mich alleine gestellt.“ Die Einstiegsphase junger Nachwuchswissenschaftler/innen in den „Arbeitsplatz Hochschule“
Der gezielten Unterstützung junger Nachwuchswissenschaftler/innen bei ihrem Berufseinstieg in den „Arbeitsplatz Hochschule“ wurde an deutschen Hochschulen bislang relativ wenig Beachtung geschenkt. Der vorliegende Beitrag untersucht im Rahmen einer Online-Studie (N = 406 Teilnehmende aus verschiedenen Hochschulen) retrospektiv die Einstiegsphase in den „Arbeitsplatz Hochschule“ aus Sicht junger Nachwuchswissenschaftler/innen. Die Mehrzahl der Befragten beschreibt erhebliche Defizite hinsichtlich der verfügbaren Unterstützungsquellen und benennt wesentlichen Entwicklungsbedarf. Eine Clusteranalyse ergibt Hinweise auf vier Unterstützungsprofile, die sich auch hinsichtlich der qualitativen Bewertung der Einstiegsphase voneinander unterscheiden. Aus den Ergebnissen ergibt sich eine Reihe konkreter Ansatzpunkte für die künftige Gestaltung der Einstiegsphase in den „Arbeitsplatz Hochschule“.
Patrick Bühler
Negativität und Pädagogik
In einem ersten Schritt untersucht der Artikel, wie in der Pädagogik Sokrates’ negative Didaktik durchgängig ‚positiviert‘ wird. In einem zweiten wird das Verständnis von Negativität analysiert, das einigen der seltenen historischen (Herbart, Rousseau, Salzmann) und zeitgenössischen pädagogischen Entwürfen (Benner, Fischer, Koch) zu Grunde liegt, die sich überhaupt dieser Frage widmen. In einem dritten Schritt hilft schließlich Foucaults Platon-Interpretation, eine vergessene pädagogische Tradition zu entdecken, welche die negative sokratische Didaktik auf eine spezielle Weise, nämlich qua Eros, ‚positiviert‘.
Klaus Zierer
Ernst Rösner: Hauptschule am Ende – Ein Nachruf
Albert Scherr/Marcus Emmerich: „Innere Schulreform“ in der Hauptschule
Jana Swiderski
Jutta Mägdefrau: Bedürfnisse und Pädagogik
Sönke Ahrens
Roland Reichenbach: Philosophie der Bildung und Erziehung
Jörg Zirfas
Ulrike Grittner: Gegen diese Ecksonne habe ich immer gekämpft
Christian Niemeyer
Bernd Dollinger: Die Pädagogik der sozialen Frage
Pädagogische Neuerscheinungen