Michael Göhlich/ Sabine Reh/ Anja Tervooren
Ethnographie der Differenz. Einführung in den Thementeil
Isabell Diehm/Melanie Kuhn/Claudia Machold/Miriam Mai
Ethnische Differenz und Ungleichheit. Eine ethnographische Studie in Bildungseinrichtungen der frühen Kindheit
Ausgehend von einem als Langzeitethnographie angelegten praxisanalytischen Forschungsprojekt zur (Re-)Produktion ethnisch codierter Ungleichheit in den Bildungsorganisationen Kindergarten und (Grund-)Schule werden in diesem Beitrag am Beispiel einer Dokumenten- und Praxisanalyse eines Sprachscreeningverfahrens zwei Muster einer potentiellen Ungleichheitsgenese rekonstruiert und im Kontext bildungspolitischer Vorgaben diskutiert. Methodologische Herausforderungen einer ethnographischen Ungleichheitsforschung werden dabei ebenfalls problematisiert.
Schlagworte: Ungleichheit, ethnische Differenz, Ethnographie, qualitativer Längsschnitt, Unterscheidungspraktiken
Pamela Anne Quiroz
African American Male Youth: An Urban Ethnography of Race, Space & Place
Student migration within U. S. urban school districts is now a central feature of policies that promote school choice to access a quality education. Policymakers also support the value of diversity in public schools, even as educational policies and legal decisions that redress racial inequities have receded into the political background. This paper draws from a four-year ethnography (2007-2011) to explore the intersections of race and the geography of school opportunity, and their impact on 15 African American male youth who leave their neighborhoods to participate in a diversity initiative [DI] at an elite public high school in Chicago. The ethnography conveys the visible and often invisible borders of race and place and the impact on youth’s perceptual cartographies of the spaces in which their daily lives occur. As the issue of social inclusion gains salience, not only in U. S. cities, but also in cities everywhere, the relevance of these processes and their impact on disadvantaged groups are important to understand.
Keywords: Race, Geography of Opportunity, School Choice, Selective Schooling, Urban Studies
Kerstin Rabenstein/Sabine Reh/Norbert Ricken/Till-Sebastian Idel
Ethnographie pädagogischer Differenzordnungen. Methodologische Probleme einer ethnographischen Erforschung der sozial selektiven Herstellung von Schulerfolg im Unterricht
Längst hat die weitgehend unumstrittene Tatsache, dass mit Bildung ein zentrales Moment – und zwar sowohl als Folge wie auch als Bedingung – der gesellschaftlichen Reproduktion sozialer Ungleichheit markiert werden kann, zu einer deutlichen Intensivierung und methodologischen Differenzierung ihrer Erforschung geführt. Doch während die einen unterschiedliche statistische Korrelationen zwischen sozio-ökonomischer Herkunft und schulischer Leistung aufzeigen und die anderen in sozialwissenschaftlicher Perspektive Passungsverhältnisse zwischen Herkunfts- und Lernkultur beschreiben, ist die Frage, wie in unterrichtlichen Praktiken welche hierarchisierten Unterschiede zwischen Schüler_innen als Leistungsdifferenzen produziert werden, erziehungswissenschaftlich bislang erstaunlich wenig untersucht worden. Ausgehend davon, dass schulische Leistungen eben nicht einfach gegeben sind und nur angemessen erfasst, sondern vielmehr je neu erst hervorgebracht werden müssen, wird ein praktikentheoretisch orientierter, methodologischer Vorschlag für die Untersuchung pädagogischer Differenzordnungen als Leistungsordnungen entwickelt. Dabei wird im Rückgriff auf ethnographische Studien zu Heterogenität und Differenz die These einer sozial selektiven Herstellung von Schulerfolg als ‚Re-Inszenierung‘ sozialer Differenzen in schulischer Leistung skizziert und theoretisch zu plausibilisieren versucht.
Schlagworte: Schule, soziale Ungleichheit, Leistung, Differenz, Ethnograph
Nicolas Engel/Michael Göhlich
Kulturelle Differenz und Übersetzung in Organisationen. Eine ethnographische Studie in Einrichtungen grenzüberschreitender Jugendarbeit und Weiterbildung
Der Beitrag diskutiert Befunde einer ethnographischen Studie in grenzregional verorteten Organisationen. Die Untersuchung der Frage, wie programmatisch-grenzüberschreitend agierende Organisationen der Jugendarbeit und der Weiterbildung mit aus der Grenzüberschreitung resultierenden kulturellen Differenzen umgehen, führt zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen. Die praktische Herstellung und Bearbeitung von Differenzen verläuft einerseits als kulturelle Differenzen reproduzierender und andererseits als kulturelle Differenzen hybridisierender Vorgang. Im Anschluss an den translational turn können diese Vorgänge – organisationspädagogisch betrachtet – als kulturelle Übersetzungsprozesse der Tradierung bzw. Transformation eines organisationsspezifischen Wissens und Könnens der Grenzüberschreitung identifiziert werden.
Schlagworte: kulturelle Differenz, kulturelle Übersetzung, Transformation, pädagogische Ethnographie, organisationales Lernen
Deutscher Bildungsserver
Linktipps zum Thema „Ethnographie der Differenz“
Christoph Michael Müller/Thomas Begert/Verena Hofmann/Felix Studer
Effekte der Klassenzusammensetzung auf individuelles schulisches Problemverhalten. Welche Rolle spielt das Verhalten der Gesamtklasse, der „Coolen“, der „Extremen“ und der persönlichen Freunde?
Schulisches Problemverhalten von Jugendlichen kann Mitschüler(innen) und Lehrpersonen vor erhebliche Herausforderungen stellen und ein Entwicklungsrisiko für die betreffenden Jugendlichen bedeuten. Hinsichtlich der Ursachen für solches Verhalten zeigt die Peereinflussforschung, dass die Gleichaltrigen einen erheblichen Einfluss auf die individuelle Entwicklung von Verhaltensproblemen haben können. Der Schulklassenzusammensetzung bezüglich des Niveaus an Problemverhalten unter den Mitschüler(inne)n könnte damit eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Jugendlichen zukommen. Es wurde deshalb untersucht, inwiefern sich individuelles schulisches Problemverhalten durch die Ausprägung solchen Verhaltens unter den Klassenkamerad(inn)en vorhersagen lässt. Dabei wurden die Effekte unterschiedlicher sozialer Subgruppen in der Klasse fokussiert. Insgesamt gaben 623 Jugendliche aus 7.-9. Klassen anonym Auskunft zu ihrem schulischen Problemverhalten. Mehrebenenanalysen zeigten, dass sich individuelles Verhalten durch das mittlere Verhalten unter allen Klassenkamerad(inn)en, unter den populären Jugendlichen, den verhaltensauffälligsten Jugendlichen sowie unter den persönlichen Freunden in der Klasse statistisch vorhersagen ließ. Die Befunde werden vor dem Hintergrund von Peereinflussprozessen innerhalb von Schulklassen diskutiert.
Schlagworte: Klassenzusammensetzung, schulisches Problemverhalten, dissoziales Verhalten, Popularität, Integration
Kerstin Jergus/Sandra Koch/Christiane Thompson
Darf ich dich beobachten? Zur ‚pädagogischen Stellung‘ von Beobachtung in der Frühpädagogik
Verfahren der Beobachtung von Kindern in Kindertageseinrichtungen haben stark an Bedeutung gewonnen. Der Ausgangspunkt dieses Beitrags ist, dass die Beobachtung für pädagogische Prozesse bzw. pädagogische Praxis produktiv und konstitutiv wird. Im Anschluss an eine allgemein pädagogische Situierung zur Pluralisierung pädagogischen Wissens arbeitet der Beitrag diskursanalytisch in konzeptionellen und praxisanleitenden Texten zur Beobachtung vier Figuren heraus, über die sich die generativen Formen pädagogischen Wissens in der Beobachtung beschreiben lassen. Die Organisation der verschiedenen Wissensformen wird im Lichte der Transformationen des frühpädagogischen Feldes reflektiert und systematisch auf ihr Verhältnis zur Ausbildung einer Haltung der ErzieherInnen befragt.
Schlagworte: Beobachtung, pädagogisches Wissen, frühkindliche Bildung, Adressierung, Diskursanalyse
Thomas Lerche/Sabine Weiß/Ewald Kiel
Mythos pädagogische Vorerfahrung
Trotz fehlender empirischer Befundlage wird pädagogischen Vorerfahrungen vor Studienbeginn erhebliche Relevanz für die Studienwahl u. a. in Lehramtsstudiengängen zugesprochen, die häufig mit entsprechenden Vergünstigungen einhergeht. Ebenso lässt sich kaum eine Aussage darüber treffen, ob sich solche Vorerfahrungen in der Motivstruktur angehender Lehrkräfte widerspiegeln. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass kein direkter Einfluss pädagogischer Vorerfahrungen, erfasst durch den Erfolg und die darin empfundene Freude, auf die Berufswahlmotivation und -intention vorliegt. Die Rechtfertigung der hohen Gewichtung pädagogischer Vorerfahrungen in universitären Auswahlverfahren sollte daher kritisch überprüft werden.
Schlagworte: Berufswahlmotiv, Lehramtsstudium, pädagogische Vorerfahrungen, Studienwahl, Auswahlverfahren
Teresa Brandt
Karl-Ernst Ackermann/Oliver Musenberg/Judith Riegert (Hrsg.): Geistigbehindertenpädagogik!? Disziplin – Profession – Inklusion
Heinz-Elmar Tenorth
Peter Fauser/Jürgen John/Rüdiger Stutz (Hrsg.): Peter Petersen und die Jenaplan-Pädagogik. Historische und aktuelle Perspektiven
Pädagogische Neuerscheinungen