Zeitschrift für Pädagogik — Inhaltsverzeichnis

Jahrgang 50 – Heft 6 – November/Dezember 2004

Essay

Heinz-Elmar Tenorth/Jürgen Oelkers
50 Jahre „Zeitschrift für Pädagogik“

Thementeil: Interkulturalität und Internationalität im Curriculum

Cristina Allemann-Ghionda
Interkulturalität und Internationalität im Curriculum – vom theoretischen Postulat zur Institutionalisierung?
Einführung in den Thementeil

Ursula Neumann/Lutz R. Reuter
Interkulturelle Bildung in den Lehrplänen – neuere Entwicklungen

Vor dem Hintergrund des wissenschaftlichen Diskurses über und der praktischen Entwicklung von Bildungsstandards wird untersucht, ob und in welcher Form neuere Lehrpläne für das Aufgabengebiet interkulturelle Bildung kompetenzorientierte Standards enthalten. Dabei werden Untersuchungen der Autorin und des Autors, deren Ergebnisse vor fünf Jahren vorgelegt wurden, mit Blick auf die Bundesländer Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin fortgesetzt. Das Ergebnis der Studie ist widersprüchlich: Die Formulierung von Standards führt nicht zwangsläufig zur Berücksichtigung interkultureller Aspekte. Werden aber interkulturelle Kompetenzmodelle ausgearbeitet, geht von ihnen eine dynamische Wirkung auf fachbezogene Bildungspläne mit entsprechenden Standards aus. So können abschließend einige Gelingensbedingungen für die Etablierung interkultureller Bildung in Lehrplänen benannt werden.

Kerstin Göbel/Hermann-Günter Hesse
Vermittlung interkultureller Kompetenz im Englischunterricht – eine curriculare Perspektive

Die Entwicklungen von einem statischen zu einem dynamischen Kulturbegriff und die Forderung nach einem Verständnis von interkultureller Kompetenz im Sinne der konstruktiven Auseinandersetzung mit einer anderen und der eigenen Kultur bilden die Grundlage einer theorieorientierten Curriculumanalyse. Ausgehend vom Modell von Milton Bennett zur Entwicklung interkultureller Sensibilität werden die Englischcurricula der 16 deutschen Bundesländer daraufhin überprüft, inwieweit die in ihnen enthaltenen interkulturellen Lehrziele und Inhalte die Modellvorstellungen reflektieren.

Ingrid Gogolin/Inga Schwarz
„Mathematische Literalität“ in sprachlich-kulturell heterogenen Schulklassen

Im folgenden Beitrag geht es um Klärungen, die das generelle Problem der Heterogenität in der Schülerschaft betreffen. Angeschlossen wird an laufende Diskurse, die nicht zuletzt in Reaktion auf die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsvergleichsstudien (TIMSS, PISA, IGLU) sich der Frage zuwenden, wie es zu dem schlechten Abschneiden der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in deutschen Schulen kommt. Unsere Untersuchungen konzentrieren sich auf die Frage, wie die sprachlich-kulturelle Herkunft von Schülerinnen und Schülern in deutschen Schulen ihr Lernen beeinflusst, das in deutscher Sprache stattfindet.

Walter Jungmann/Fotini Triantafillou
Interkulturelle und internationale Ansätze in der Lehrerbildung
Erste Befunde einer vergleichenden Analyse zur Lehr(er)qualifikation für die Primarstufe an deutschen und griechischen Hochschulen

Europaweit ist eine Diskussion über die stärkere Berücksichtigung der interkulturellen Dimension in der Lehrerbildung in Gang gekommen. Der Beitrag setzt sich aus vergleichender Perspektive mit den strukturellen und inhaltlichen Schwierigkeiten bei der curricularen Einbettung der interkulturellen Dimension in die Primarstufenlehrerbildung in Deutschland und Griechenland auseinander. Dabei zeigen sich aufschlussreiche Unterschiede hinsichtlich der prüfungstechnischen und der fachlich-disziplinären Verankerung sowie der inhaltlichen Ausgestaltung.

Allgemeiner Teil

Margrit Stamm
Bildungsraum Vorschule
Theoretische Überlegungen und Perspektiven zu den Möglichkeiten des früher als bisher üblichen kognitiven Kompetenzerwerbs

Dieser Beitrag thematisiert das neue Schweizer Schuleingangsmodell der "Grundstufe" resp. der "Basisstufe". Ausgehend von seiner Präsentation, der Darstellung des aktuellen Forschungsstandes und der laufenden Diskussion werden theoretische Überlegungen zu bildungspolitischen Relevanzforderungen angestellt, die insbesondere zur ‚Verschulung‘ des bisher ‚bildungsfreien‘ Vorschulraums vorliegen und aufgrund fehlender bildungstheoretischer Grundlagen unterschiedliche Vorstellungen über Ziele und Inhalte geradezu provozieren. Hinsichtlich der Umsetzung des Modells müssen deshalb Realisierungsprobleme erwartet werden, die sich unter anderem im früher als bisher erlaubten Kompetenzerwerb in Lesen und Mathematik artikulieren. Vorgestellt wird das Forschungsdesign einer empirischen Studie, die die politikrelevante These prüft, welche Kinder wann, wie und unter welchen Bedingungen lesen und rechnen lernen und welche Auswirkungen damit auf ihre persönliche Entwicklung und auf die anderer Kinder der Klasse verbunden sind.

Claudia Schuchart/Horst Weishaupt
Die prognostische Qualität der Übergangsempfehlungen der niedersächsischen Orientierungsstufe

Die Einführung der Orientierungsstufe war eng mit dem Ziel der Verbesserung des Auswahlverfahrens beim Zugang zu weiterführenden Schulen verbunden. Der Beitrag zeigt am Beispiel Niedersachsens, dass 30% der Schüler mit einer Hauptschulempfehlung und 51% der Schüler mit einer Realschulempfehlung einen höheren Schulabschluss erreichen als er der von der Orientierungsstufe empfohlenen Schulform entspricht. Die Ergebnisse der dargestellten Studien verweisen darauf, dass die Orientierungsstufe durch betont konservative Übergangsempfehlungen den Zugang zu Realschulen und Gymnasien eher erschwert und damit die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.

Andreas Frey
Die Kompetenzstruktur von Studierenden des Lehrerberufs
Eine internationale Studie

Auf der Grundlage einer quantitativen Studie (Selbstbeurteilungen über Fragebogen) wurde dargelegt, wie 1841 Studierende des Lehrerberufs in Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen und Italien ihre fachlichen, sozialen, methodischen und personalen Fähigkeiten einschätzen und in welchen Kompetenzklassen sie sich unterscheiden. Danach wurde überprüft, inwieweit die Außenbezüge Alter, Geschlecht, Semester, Ausbildungszufriedenheit und Berufsaussicht der Studierenden mit den vier Kompetenzklassen in einem statistischen Zusammenhang stehen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass einerseits die Studierenden die genannten Fähigkeiten anwenden, sie sich in der fachlichen, sozialen, methodischen und personalen Kompetenzklasse aber statistisch bedeutsam unterscheiden und die genannten Außenbezüge keinen hinreichenden Einfluss auf die vier Kompetenzklassen haben.

Besprechungen

Daniel Tröhler
Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Klassiker der Pädagogik.
Bd. 1: Von Erasmus bis Helene Lange; Bd. 2: Von John Dewey bis Paolo Freire

Klaus Prange
Lutz Koch: Kants ethische Didaktik

Heinz-Elmar Tenorth
Wolfgang Brezinka: Pädagogik in Österreich. Die Geschichte des Faches an den Universitäten vom 18. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Band 2: Pädagogik an den Universitäten Prag, Graz, Innsbruck

Doris Edelmann/Rudolf Tippelt
Marcelo Caruso/Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Internationalisierung/Internationalisation. Semantik und Bildungssystem in vergleichender Perspektive/Comparing Educational Systems and Semantics

Dokumentation

Pädagogische Neuerscheinungen