Jahrgang 53 – Heft 6 – November/Dezember 2007
Kai S. Cortina
Einleitung in den Thementeil
Marten Clausen/ChristophWinkler/Maike Neu-Clausen
Die Förderung psychosozialer Entwicklung durch Schulprofile?
Eine Analyse der Kontingentstundentafeln von Gymnasien in Baden-Württemberg
ImRahmen aktueller Reformen imBildungswesen erhalten Schulen mit der Erweiterung ihrer Autonomie konkrete Handlungsspielräume u.a. in Form von nicht zweckgebundenen Schulstunden, die sie für akademische, methodische oder psychosoziale Lernziele einsetzen können. In der empirischen Untersuchung wird betrachtet, wie 92 Gymnasien aus Baden-Württemberg diese Freiheitsgrade nutzen, wobei deutliche Unterschiede im Einsatz der Stunden offenbar werden. Die nicht zweckgebundenen Schulstunden werden insgesamt überwiegend für akademische Lernziele genutzt. Es gibt jedoch auch 40 Gymnasien, die methodische und psychosoziale Lernziele stärker gewichten. Die im Vergleich zu den übrigen Schulen höchste Gewichtung der akademischen Lernziele findet sich an Gymnasien, die Fächerprofile anbieten, die in Klasse 5 mit Latein beginnen. Die Ergebnisse werden in Bezug auf die Rationalitäten diskutiert, die Schulen als institutionelle Akteure bei der Gestaltung ihres Schulprofils verfolgen.
Kai S. Cortina/Jeanne Friedel/Julianne C. Turner
Der Einfluss der Zielorientierung im Unterricht auf die Verarbeitung negativer Rückmeldung bei Schülern
Befunde aus einer US-amerikanischen Übergangsstudie
Ausgangspunkt der hier vorgestellten Analysen ist die Beobachtung, dass schulische Kontextvariablen mit Variablen der psychosozialen Entwicklung in empirischen Studien selten in bedeutsamen Zusammenhang stehen. Am Beispiel produktiver und projektiver Verarbeitungsstrategien auf negative Rückmeldung wird gezeigt, dass die vom Lehrer induzierte Zielstruktur als Variable des Unterrichtsklimas dann deutliche Effekte zeigt, wenn sich der Unterrichtskontext im Schulübergang deutlich ändert. In der Längsschnittbetrachtung innerhalb eines Schuljahres zeigen sich hingegen keine Zusammenhänge, was auf eine relativ schnelle Anpassung der Schüler an das veränderte Schulklima verweist.
Urs Grob
Schulklima und politische Sozialisation
Hat das perzipierte soziale Klima einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung von politischemInteresse und Toleranz?
Auf der Grundlage längsschnittlicher Daten der LifE-Studie mit einer Spanne von rund 20 Jahren (1981 bis 2002) werden mögliche Einflüsse des von Schülerinnen und Schülern wahrgenommenen sozialen Schulklimas auf die Entwicklung von politischemInteresse und von Toleranz gegenüber Ausländern als Indikatoren politischer Sozialisation untersucht. Bezogen auf die Entwicklung toleranter Haltungen zeigten sich auch unter Kontrolle relevanter Hintergrundvariablen signifikante Wirkungen kurz- und langfristiger Art. Deren geringe Effektstärken und die nicht statistisch absicherbaren Effekte auf das Politikinteresse relativieren allerdings überhöhte Erwartungen hinsichtlich der Bedeutung schulklimatischer Einflüsse für Prozesse der politischen Sozialisation.
Deutscher Bildungsserver
Linktipps zumThema „Schule und psychosoziale Entwicklung“
Volker Lenhart
Die Globalisierung in der Sicht der Vergleichenden Erziehungswissenschaft
Die in systemtheoretischen und handlungstheoretischen Begriffen beschreibbare Globalisierung bedeutet für die Vergleichende Erziehungswissenschaft eine Verschiebung der Forschungsthematik hin zu weltgesellschaftlichen Analyseeinheiten. Mit der Fokussierung der thematischen Einheiten auf die Globalisierung hat weder im Reform- noch imTheoriediskurs der Vergleichenden Erziehungswissenschaft ein Paradigmenwechsel stattgefunden, aber es sind doch neue Theorie-Reformkonfigurationen und auf beiden Seiten Umakzentuierungen erkennbar.
Stefan Danner
Pädagogische Mittel als Zweck – pädagogische Zwecke als Mittel?
Antworten von Simmel, Dewey und Litt
Zwei Fragen bilden den Mittelpunkt der vergleichenden Untersuchung zu Theorien von Simmel, Dewey und Litt: In welcher Beziehung stehen Mittel und Zweck? In welcher Form sind die beiden Begriffe in der pädagogischen Theorie einsetzbar? Litt hebt die Trennung zwischen Mittel und Zweck hervor und kritisiert den pädagogischen Gebrauch der Begriffe. Simmel und Dewey betonen den engen Zusammenhang von Mittel und Zweck und gebrauchen die Begriffe als wichtige pädagogische Kategorien. Alle drei Autoren nutzen die Auseinandersetzung mit den Begriffen „Mittel“ und „Zweck“, ummechanistische und reduktionistische Tendenzen in der Pädagogik abzuwehren.
Torsten Schwan
„Denn entscheide nicht ich, so wird über mich entschieden“
Peter Petersen als politischer Reformpädagoge
Die politische Dimension im Handeln Petersens blieb bislang ausgeblendet. Wegen dieses Defizits wird er heute durchgehend als unpolitischer Pädagoge begriffen. Tatsächlich hat Petersen ab den 1920er Jahren kontinuierlich die Aufrechterhaltung vorhandener Spielräume, den Ausbau und die Abschirmung des eigenen Reformprojekts betrieben. Der Beitrag beleuchtet seinen strategisch-zielorientierten Schulterschluss mit diversen politischen Entscheidungsträgern und legt als Folge eine Handlungstheorie vor, die den politischen Kern in Petersens Werk offenbart.
Walter Hornstein
Birgit Dahlke: Jünglinge der Moderne. Jugendkult und Männlichkeit in der Literatur um 1900
Klaus Zierer
Ludwig Duncker: Die Grundschule. Schultheoretische Zugänge und didaktische Horizonte
Marcelo Caruso
Rita Casale/Daniel Tröhler/Jürgen Oelkers (Hrsg.): Methoden und Kontexte. Historiographische Probleme der Bildungsforschung
Petra Bauer
Jürgen Müller: Heimerziehung. Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven des Theorie-, Forschungs- und Methodenwissens der stationären Erziehungshilfe
Jeanette Böhme
Karl-Heinz Arnold/Uwe Sandfuchs/JürgenWiechmann (Hrsg.): Handbuch Unterricht
Sven Steinacker
Ernst Berger (Hrsg.): Verfolgte Kindheit. Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Sozialverwaltung
Erziehungswissenschaftliche Habilitationen und Promotionen in 2006. Ein Nachtrag
Pädagogische Neuerscheinungen