Montag, 11. Oktober 2010

Deutscher Jugendliteraturpreis für Mirjam Pressler

Sonderpreis für das Gesamtwerk

Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und gleichzeitige Preisstifterin, Kristina Schröder, überreichte der Ausnahmeautorin persönlich diese hohe Auszeichnung. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist Teil des Deutschen Jugendliteraturpreises und wird seit 1991 jährlich wechselnd an deutsche Autoren, Illustratoren und Übersetzer vergeben. Bereits 1994 hatte Mirjam Pressler den Sonderpreis für ihr Übersetzungswerk erhalten.


Sonderpreisträgerin Mirjam Pressler und Bundesministerin Dr. Kristina Schröder. © José Poblete

Aus der Jurybegründung: Bereits mit ihrem Debüt »Bitterschokolade« profilierte sich Mirjam Pressler als wesentliche Stimme einer »antiautoritären Jugendliteratur. Es folgten Romane, die heute zu den Klassikern zählen und deren ›beschädigte Kindheiten‹ ihre Aktualität und Brisanz behalten haben. Mit Beginn der 90er Jahre erweiterte die Autorin ihren Blick auf jüdische Kindheiten während des Holocausts in Europa. Insbesondere im Leben und Werk der Anne Frank fand sie eine generationsübergreifende Symbolfigur. Parallel dazu nutzte sie literarische Vorlagen und Stoffe der Weltliteratur, um sich mit literarischen Mitteln für eine Völkerverständigung einzusetzen.«

Mirjam Pressler, 1940 geboren, lebt in Landshut. Seit nunmehr 30 Jahren ist sie nicht mehr aus der Kinder- und Jugendliteratur wegzudenken.

Schon mit ihrem ersten Roman wurde deutlich, was bis heute ihren Anspruch an das Schreiben für Kinder- und Jugendliche prägt: Pressler beschreibt wie keine Andere die kindlichen Lebenswelten mit einer Unmittelbarkeit, die keinen Platz für Beschönigungen lässt, und nimmt gerade dadurch ihre Figuren und ihre Leser gleichermaßen ernst in ihren Träumen, Ängsten, Problemen und Wünschen.

In ihrem jüngsten Jugendroman »Nathan und seine Kinder« lässt sie aus der literarischen Vorlage Lessings eine Neuerzählung entstehen, die durch die Schilderung des Alltäglichen die Aktualität des alten Konflikts zwischen den Religionen für ihre Leser noch heute erfahrbar macht. Dieses Plädoyer für ein friedliches Miteinander der Religionen wurde bereits mit der CORINE 2009 ausgezeichnet und war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.

Wie sehr Mirjam Pressler als Vermittlerin der Literatur arbeitet, wird daneben an ihren zahlreichen hoch gelobten Übersetzungen aus dem Niederländischen, Flämischen, Hebräischen, Englischen und Afrikaans deutlich.

Mit ihren nunmehr 70 Jahren denkt Mirjam Pressler noch lange nicht ans Aufhören. Im März 2011 erscheint bei Beltz & Gelberg ihr neuer Roman »Ein Buch für Hanna«. Erneut widmet sie sich darin dem Holocaust-Thema und erzählt in ihrer unverwechselbaren Sprache die faszinierende Geschichte eines 14-jährigen jüdischen Mädchens, das sich trotz ihrer zerstörten Jugend zu einem lebensfrohen und glücklichen Menschen entwickelt.