Glossar – Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

Drei Anmerkungen zu diesem Glossar:

1. Fast alle der hier aufgeführten Begriffe und Namen sind Transliterationen, das heißt, sie sind ursprünglich in hebräischen Buchstaben geschrieben. In wissenschaftlichen und literarischen Kontexten gibt es für die Umschrift ins Lateinische verschiedene Konventionen. Dieses Glossar bietet eine möglichst einfache, an die deutsche Schreibweise angelehnte Transliteration der hebräischen Laute.  

2. Die Erklärungen wurden vom Autor verfasst und durch die Übersetzerin bearbeitet und ergänzt. Die »richtigen« Deutungen einiger Wörter sind Gegenstand lebhafter Debatten. Die hier verzeichneten Definitionen sind entsprechend nicht letztgültig.

3. Im Glossar ist mehrmals von »aschkenasischer Aussprache« die Rede. Als »Aschkenasim« werden jene Juden bezeichnet, die in Mittel-, Nord- und Osteuropa beheimatet waren oder sind. Das Hebräisch, das heute im Staat Israel gesprochen wird, folgt der sephardischen Aussprache, wie es die Sepharden pflegen, deren Vorfahren von der Iberischen Halbinsel stammen. Denn vor dieser Standardisierung unterschied sich die Aussprache des Hebräischen je nach ethnisch-religiöser Gruppe. In religiösen Kontexten sprechen die Aschkenasim weiterhin beispielsweise das »t« wie ein »s« aus und auch die Wortbetonung variiert. 

Wörter/ Begriffe | Personen

Wörter / Begriffe

Abba (hebräisch) – Vater bzw. Papa

Aleinu (hebräisch) – Das erste Wort »An uns ist es« (den Herrn des Alls zu preisen) eines der bekanntesten jüdischen Gebete, das in jedem Gottesdienst rezitiert wird.

Am ha'arez (hebräisch) – Wörtlich »Volk des Landes, die Volksmasse«, ein fester Ausdruck aus der Bibel, der meist verwendet wird, um einen unwissenden, ungebildeten Menschen zu bezeichnen.

Apikores (nach dem Philosophen Epikur, ein hebräisches Lehnwort aus dem Griechischen) – Häretiker, Abtrünniger, jemand, der nicht an die religiösen Lehren und Dogmen glaubt und ihnen zuwiderhandelt.

Apikorsim – Der hebräische Plural zum griechischen Lehnwort »Apikores«.

Chassidim (hebräisch) – Anhänger des Chassidismus, einer im 18. Jahrhundert in Osteuropa entstandene mystische Strömung des ultraorthodoxen Judentums, die neben dem Tora-Studium das religiöse Erleben ins Zentrum rückt.

Cherem (hebräisch) – Bedeutet wörtlich »Bann«; wird über jemanden der Bann verhängt, so ist er damit aus der jüdischen Religionsgemeinschaft ausgeschlossen. 

Chet (hebräisch) – Sünde, Vergehen, Verstoß im Hinblick auf ein religiöses Gebot oder die gemeinschaftliche Ordnung.

Elle – Ein antikes, auch in der Bibel verwendetes Längenmaß, entspricht etwa 45 Zentimeter.

Imma (hebräisch) – Mutter bzw. Mama

Eruv (hebräisch) – Wörtlich »Mischung, Einbindung«. An Schabbat ist es unter anderem verboten, Schweres zu tragen. Damit Juden, die den Schabbat halten, trotzdem Schweres tragen dürfen, gibt es einen eigens dafür abgegrenzten Bereich, den Eruv. Denn manche Dinge darf man an Schabbat im eigenen Haus, aber nicht in der Öffentlichkeit tun. Bei einem Eruv wird der durch eine Schnur umgrenzte Außenbereich (die Straße einer Stadt, ein Viertel) zum »Haus«. So ist es zum Beispiel an Schabbat verboten, außerhalb des Hauses ein Kind zu tragen, aber innerhalb des Eruvs ist es erlaubt, weil der Eruv die Grenzen des Hauses erweitert. Folglich darf man sein Baby auf dem Arm in die Synagoge tragen, wenn sowohl das Haus als auch die Synagoge innerhalb des Eruvs liegen. 

Farshtinken (jiddisch) – stinkend oder widerwärtig

Frum (jiddisch) – Von deutsch »fromm«; ein frommer Jude praktiziert die religiösen Riten und hält die Gebote ein.  

Gefilte Fisch (jiddisch) –Deutsch »gefüllte Fisch«, feingehacktes Fischfleisch, das entweder zu Klößchen geformt, in Scheiben geschnitten oder in die Fischhaut gefüllt kalt serviert wird.

Gemara (hebräisch / aramäisch) – Eine Sammlung rabbinischer Kommentare bzw. Ergänzungen zur Mischna (der mündlichen Tora). Die Gemara und die Mischna bilden gemeinsam die zwei Schichten des Talmuds .

Nichtjude bzw. Nichtjüdin – Das Adjektiv lautet entsprechend »nichtjüdisch«.

Goijisch (jiddisch) – »Nichtjüdisch«, das Adjektiv zum Nomen »Goi«, Plural »Gojim«.

Gojim (hebräisch / jiddisch) – »Nichtjuden«

Halacha (hebräisch) – Das jüdische Gesetz, die religiösen Rechtsvorschriften für praktizierende, orthodoxe Juden.

Halachisch (hebräisch) – Das entsprechende Adjektiv zum Nomen »Halacha« (siehe »Halacha«).

Haschem (hebräisch) – Wörtlich »der Name«, eine geläufige Bezeichnung für Gott.

Havdala (hebräisch) – Wörtlich »Trennung« (zwischen heilig und weltlich); die religiöse Zeremonie, die den Schabbat beendet und den Beginn der neuen Woche markiert. Bei Nachteinbruch am Samstagabend wird der Segen über Wein, Gewürze und das Licht gesagt.

Jascher koach (hebräisch in aschkenasischer Aussprache) – Bedeutet wörtlich »Möge er (Gott) deine Kraft stärken« und wird meistens im Sinne von »Danke« benutzt.

Jeschiva (hebräisch) – Eine jüdische Hochschule, an dem sich traditionell ausschließlich jüdische Männer dem Tora- und dem Talmud-Studium widmen.

Jom se le-Jisrael (hebräisch) – Wörtlich »Dieser Tag für Israel«, ein jüdisches Lied, das am Schabbat gesungen wird.

Judaica – Gegenstände, die mit dem jüdischen Leben oder der jüdischen religiösen Praxis verbunden sind. Zu den Judaica gehören beispielsweise die Menora, d.h. der siebenarmige Leuchter, der Gebetsmantel bzw. Tallit und die Tefillin (siehe »Tefillin«).

Kaddisch (aramäisch) – »Heilig«, eines der wichtigsten Gebete zur Lobpreisung Gottes im Judentum; es wird mehrmals in jedem Gottesdienst und traditionell als Gebet für einen Toten oder zu dessen Gedenken gesprochen.

Kaschrut (hebräisch) – Die jüdischen Speisegesetze, die bestimmte Lebensmittel als »koscher« (wörtlich: »tauglich, geeignet«), d.h. für religiöse, praktizierende Juden als zum Verzehr erlaubt, auszeichnen.

Kippa (hebräisch) – Wörtlich »Gewölbe, Kuppel«. Eine kleines rundes Stück Stoff, mit dem jüdische Männer als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott (nur zu religiösen Anlässen oder auch im Alltag) ihren Kopf bedecken.

Koscher (hebräisch) – Bedeutet wörtlich »rein«, »passend« oder »tauglich« und wird meistens in Bezug auf Speisen verwendet. Wenn eine Speise »koscher« ist, dann ist ihr Verzehr nach dem jüdischen Gesetz erlaubt.

Kofer ba-ikar (hebräisch) – Häretiker, Abtrünniger, ein Synonym zu »Apikores«.

Midrasch (hebräisch) – Von hebräisch »darasch« (suchen) heißt die Auslegung einer Schriftstelle im Judentum.

Mincha (hebräisch) – Das Mittagsgebet in der Synagoge, folgt auf Schacharit, das Morgengebet und geht dem Maariv, dem Abendgebet voraus.

Meschugge (jiddisch) – verrückt

Mizwa (hebräisch) – Ein auf der Tora beruhendes Gebot des Judentums (Plural »Mizwot«).

Nivul peh (hebräisch) – Unangemessene oder unflätige Rede.

Ojev (hebräisch) – Feind

Pescha (hebräisch) – Verbrechen, Unrechtstat

Purim (hebräisch) – Das jüdische Fest erinnert an die Errettung des jüdischen Volks, das durch einen Erlass des persischen Königs Achaschwerosch (Xerxes) vernichtet werden sollte. An Purim wird das Buch Ester verlesen, das diese Geschichte erzählt.

Putz (jiddisch) – Wörtlich »Penis«, wird für gewöhnlich als Beleidigung im Sinne von »Idiot, Depp« verwendet.

Rabbi (hebräisch) – Die ehrenvolle Anrede eines Lehrers und Gelehrten, das jüdische Äquivalent für Pfarrer, Priester oder Imam.

Rebbe (jiddisch) – Die jiddische Form für Rabbi.

Schabbos (jiddisch) – Der jüdische Ruhetag, auf Hebräisch »Schabbat«, an dem jegliche, von der Halacha als solche definierte Arbeit verboten ist. Den Schabbat zu heiligen und zu halten, ist eines der Kerngebote des Judentums. Dieser Feiertag beginnt am Freitagabend mit Sonnenuntergang und endet am Samstagabend.

Schmear (jiddisch) – Ein Brotbelag oder Aufstrich, meistens ist speziell Frischkäse gemeint.

Schacharis (jiddisch bzw. aschkenasische Aussprache des Hebräischen) – Hebräisch »Schacharit«, das jüdische Morgengebet in der Synagoge, auf das Mincha (Mittasgebet) und Maariv (Abendgebet) folgen.

Schma (hebräisch) – Das »Schma Jisrael« (Höre Israel; Deuteronomium 6, 4-9) ist eines der wichtigsten Gebete des Judentums, es artikuliert das Bekenntnis zum einzigen Gott. Die ersten zwei Verse werden auch vor dem Schlafengehen gesprochen.

Scheitl (jiddisch) – Eine Perücke, die von verheirateten, praktizierenden jüdischen Frauen getragen wird. Traditionell bedecken verheiratete Frauen ihr Haar mit einem Kopftuch, einem Haarnetz oder sie tragen einen Hut.

Schiv'a (hebräisch) – Wörtlich »sieben«; die einwöchige Trauerzeit nach dem Tod eines Verwandten, bei der die Familie im Haus des Verstorbenen zusammenkommt.

Schtender (jiddisch) – Ein Podium oder Tischgestell, auf dem man ein Buch ablegen und daraus vorlesen kann.

Schtetl (jiddisch) – Ein kleines jüdisches Städtchen. Der Ausdruck bezieht sich häufig speziell auf Städte bzw. Dörfer in Osteuropa vor der Schoa, dem Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten.

Schulchan Aruch (hebräisch) – Bedeutet »Gedeckter Tisch«. Ist eine Sammlung und Überarbeitung der wichtigsten religiösen Vorschriften (»Halachot« – siehe »Halacha«) des Judentums, eine Art Kodex des jüdischen Gesetzes, begonnen im 16. Jahrhundert von Josef Karo.

Zichrono livracha (hebräisch) – Wörtlich »Sein Andenken sei zum Segen«, eine Formel, die zum Zeichen der Ehrerbietung hinter dem Namen eines Verstorbenen ausgesprochen wird.

Simchas Tora (jiddisch) – Hebräisch »Simchat Tora« (Freude der Tora). Ein jüdisches Fest, das den Abschluss des jährlichen Lesezyklus der Tora feiert. Jede Woche wird ein Abschnitt aus der Tora, die »Paraschat haschavua« (Wochenabschnitt) in der Synagoge vorgelesen. Simchat Tora folgt auf das jüdische Laubhüttenfest (Sukkot) im Herbst und markiert das Ende und den Beginn eines neuen Lesezyklus. 

Sitra achra (aramäisch) – Wörtlich »die andere Seite«, ein Begriff aus der Kabbala, der jüdischen Mystik, mit dem der Bereich schlechter geistiger Kräfte bezeichnet wird, der im Gegensatz zur Heiligkeit Gottes steht.

Smiros (hebräisch in aschkenaischer Aussprache) – Jüdische Lieder, die für gewöhnlich abends am Tisch, beim festlichen Schabbatessen gesungen werden.

Sone (hebräisch) – Wörtlich »Hasser«, häufig in der Bedeutung von »Feind« verwandt.

Talmud (hebräisch) – Wörtlich »Lernen«, besteht aus zwei Teilen, der Mischna, der Niederschrift der ursprünglich mündlich überlieferten Tora in der Antike und der Gemara, den rabbinischen Erläuterungen zur Mischna. Der Talmud ist eines der Hauptwerke des Judentums, das grundlegende Religionsgesetze und Lehren des jüdischen Lebens enthält. Er wird durch zeitgenössischere Auslegungen zu den traditionellen Lehren erweitert.    

Tefillin (hebräisch) – Von »tefila« (Gebet), die Gebetsriemen, ein Paar schwarze Kapseln mit Lederriemen, die (traditionell von jüdischen Männern) während des täglichen Morgengebets an der Stirn und um den Arm getragen werden. Die Kapseln enthalten kleine, auf Pergament geschriebene Toraverse, u.a. das Schma Jisrael (siehe oben »Schma Jisrael«).

Tschuva (hebräisch) – »Antwort, Rückkehr«, heißt der Akt der Reue und die Entscheidung einer Jüdin oder eines Juden, das Judentum (wieder) zu praktizieren.

Tora (hebräisch) – »Lehre, Doktrin«, die ersten fünf Bücher der hebräischen Bibel (Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium bzw. Die fünf Bücher Mose). Das Wort »Tora« bezeichnet häufig speziell die Schriftrolle mit dem heiligen Text, während »Chumasch« (siehe oben »Chumasch«) für die Buchform desselben steht.

Tu B'Av (hebräisch) – Das hebräische Datum 15. Aw, ein weniger wichtiges jüdisches Fest im Hochsommer, das den Beginn der Weinernte in Jerusalem feiert und im modernen Israel das Pendant zum europäischen Valentinstag ist.

Zizit (hebräisch) – Deutsch »Schaufaden« genannt, rituelle Quasten, die an den vier Ecken des Gebetsschals (Tallit) sowie an dem viereckigen Leibchen (Tallit katan = kleiner Tallit) unter dem Hemd jüdischer Männer befestigt werden und sichtbar an der Hüfte herunterhängen. Die Quasten sollen denjenigen, der sie trägt, an die Einhaltung von Gottes Geboten erinnern.

Znius (hebräisch in aschkenasischer Aussprache) – Die religiöse Tugend der Bescheidenheit bzw. Sittsamkeit, die sich vor alle auf das Verhalten und die Kleidung von Frauen bezieht.

Personen

Chofetz Chaim (1838-1933) – Eigentlich Israel Mei Kagan, stammte aus dem heutigen Belarus. Ein Rabbi, der vor allem für seine Schriften zur Ethik bekannt ist. Er schrieb u.a. einen Kommentar zum Schulchan Aruch (siehe oben »Schulchan Aruch«).

Ismar Elbogen (1874-1943) – Ein Rabbiner und Historiker, wurde in Polen geboren und starb in New York. Er war Herausgeber der Encyclopaedia Judaica und Mitarbeiter an der Germania Judaica.

Ibn Esra (um 1092 - 1167) – Abraham ibn Esra wirkte in al-Andalus, im muslimischen Spanien und zählt zu den wichtigsten mittelalterlichen jüdischen Gelehrten. Daneben befasster er sich mit Grammatik, Astrologie und Philosophie. Außerdem war er Dichter, der religiöse ebenso wie weltliche Poesie auf Hebräisch schrieb.

Raschi (um 1040-1105) – Rabbi Schlomo ben Jizchak aus Troyes kommentierte sowohl die Tora als auch den Talmud. Seine Auslegung der hebräischen Bibel gilt als die bedeutendste des Mittelalters.

Maimonides (um 1135-1204) – Rabbi Mosche ben Maimon, auch unter dem Akronym Rambam bekannt. Wirkte in al-Andalus, im muslimischen Spanien und in Ägypten, er starb in Kairo. Als jüdischer Philosoph, Rechtsgelehrter, Arzt und Astronom ist er besonders für seine Mischne Tora berühmt, ein systematisches Kompendium jüdischer Gesetze. Auf Arabisch verfasste er außerdem das philosophische Werk Führer der Unschlüssigen.

Nachmanides (1194-1270) – Rabbi Mosche ben Nachman, auch unter dem Akronym Ramban bekannt. Stammte aus Katalonien und starb in Akko, Palästina. Einer der wichtigsten mittelalterlichen jüdischen Rabbinen, Gelehrten und Philosophen, daneben auch Arzt und Dichter.

Schimon ben Jochai (2. Jh. n. Chr.) – Zählte zu den Tannaiten der dritten Generation, zu den Gesetzeslehrern, die die Mischna, die mündliche Tora weitergaben. Ihm werden traditionell Auslegungen der Tora sowie die originelle Autorschaft des Sohar, des Hauptwerks der mystischen Lehre der Kabbala zugeschrieben.

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